Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 23 am 17.12.2020

 

Natur erleben / Artenschutz

 

Jetzt raus an die Wald- und Parkränder: Waldkäuze hören

 

NABU-Tipps zu einem ganz besonderen Naturerlebnis in Hildesheim  

 

Hildesheim - Wer in diesen Tagen ein besonderes Naturphänomen vor der Haustür erleben möchte, sollte sich nach Einbruch der Dämmerung in die Nähe von Waldstücken oder großen Parks begeben: Mit etwas Glück können dort die Balzrufe des Waldkauzes, des Männchens mit seinem durchdringenden „huu-hu-huhuhuhuuuuu“ und die leiseren und höheren Antwortlaute der Weibchen erlebt werden. „Es ist spannend – und gar nicht gruseilig“, sagt Angelika Krueger vom NABU Kreisverband Hildesheim, die diese eindrucksvollen Rufe schon oft begeistert gehört hat. „Bereits im Herbst beginnen Waldkäuze mit der Balz“, erläutert Krüger, „dieses Werben erneuert bei bereits bestehenden Partnerschaften die Paarbildung, und wer unverpaart ist, sucht ein neues Ehe-Pendant“, schmunzelt die Naturfreundin.

 

„Wer dieses faszinierende Schauspiel erleben will, sollte aber auch Geduld mitbringen“, rät die NABU-Aktive. Der Waldkauz dürfte die häufigste einheimische Eulenart sein. Er ist als Höhlenbrüter vor allem in Wäldern mit vielen Höhlenbäumen zu finden, aber auch in großen Parks und mitunter sogar in Gärten mit altem Baumbestand. Gern bezieht er große Spechthöhlen, nimmt aber auch geschützte Nischen an, mitunter sogar an Gebäuden. Er ernährt sich von allerlei Kleinsäugern, verschmäht aber auch kleine Vögel oder sogar Regenwürmer nicht. Für den Waldkauz können auch spezielle Nistkästen angebracht werden, wenn der Lebensraum stimmt. „Aber der Waldkauz kann sehr kiebig werden, wenn es um die Verteidigung seines Reviers geht: Er greift tatsächliche oder vermeintliche Eindringlinge durchaus wehrhaft an und kann mit seinen Krallen auch Menschen verletzen, wie schon so mancher Tierfotograf festgestellt haben dürfte. Daher ist Distanz wichtig.“

 

Die Leiterin der NABU-Eulen AG hat für alle, die ganz gewiss einen Waldkauz rufen hören wollen, noch zwei heiße Tipps: Am Hildsheimer Steinberg kann man nach 20 Uhr mit etwas Glück Rufe hören. Aber auch in der Südwaldstraße in Dieckholzen hat die Waturfreundin schon Waldkäuze rufen hören. Angst vor dem alten Aberglauben, die Rufe brächten demjenigen, der sie hört, Unheil, hat Krüger nicht. Dass die meisten Eulen ausgerechnet die Nacht bevorzugen, sahen Abergläubige als Beweis für ihr böses Wesen. Die nächtlichen „ku-witt“-Rufe des Waldkauzes zum Beispiel wurden als „komm mit“ interpretiert und kündigten den angeblich baldigen Tod eines nahestehenden Menschen an.  (Quelle: Schaumburg-Lippische Landeszeitung vom 17. August 1927.)

 

Vogel der Weisheit und Aufklärung, Todesbote und Glücksbringer, Wappenvogel der Heilkunst und Patron der überschwänglichen Trinklust: So vielseitig wie gegensätzlich sind die Bezeichnungen der Eule – und damit auch des Waldkauzes – seit Jahrtausenden. In der Antike galt beispielsweise der Steinkauz als „Vogel der Weisheit“ und war ein ständiger Begleiter der Göttin Athene. Seine stoische Mimik wirkte klug und sorgte für Ehrfurcht unter den Menschen. Im Mittelalter wandelte sich das Bild erheblich: Die Eule wurde zum Botschafter von Unglück und Tod, Helfer Satans oder Verkünder von Seuchen und Depression. Die frühchristliche Enzyklopädie „Physiologus“ diffamiert die Eule gar als Kirchenschänder und das „Öl der Lampe der heiligen Maria“ trinkend.

 

Eine andere Eulenart ist in diesen Tagen – im Gegensatz zum Waldkauz, der hauptsächlich zu hören ist – auch durchaus tagsüber zu beobachten: Die Waldohreule, deren Schlafgemeinschaften oft auch in Bäumen von Gärten oder Grünanlagen zu finden sind. „Und mit etwas Glück sind sie auch zur NABU „Stunde der Wintervögel“ zu sehen: Deutschlands größte Naturschutz-Mitmachaktion findet vom 8. bis 10. Januar 2021 statt, und wir sind gespannt, ob dann auch wieder Waldohreulen gemeldet werden!“ ruft die begeisterte Naturfreundin zur Teilnahme auf. Infos zur Aktion findet man unter www.stundederwintervoegel.de.

 

„Wer das Glück hat, die Tiere zu hören oder gar zu beobachten, kann dann auch noch beim Winter-Beobachtungswettbewerb auf www.naturgucker.de mitmachen und tolle Preise gewinnen“ freut sich Krüger. Vom 5. Dezember 2020 bis zum 7. Januar 2021 entspricht jede gemeldete Beobachtung einem Los. Dabei ist es unwichtig, was Sie gesehen und wo Sie Ihre Beobachtungen durchgeführt haben. Unter allen Teilnehmenden werden im kommenden Januar die Preise verlost - als Hauptgewinn winkt ein Fernglas von SWAROVSKI OPTIK: das grüne EL 8x32 im Wert von 1.870 € ist ein leistungsstarkes Leichtgewicht der Extraklasse.

 

 

INFOBOX:  der Waldkauz

 

  • Der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben den Waldkauz (Strix aluco) zum „Vogel des Jahres 2017“ gewählt. Der Bestand des Waldkauzes in Deutschland beträgt laut dem Atlas deutscher Brutvogelarten 43.000 bis 75.000 Brutpaare und wird langfristig als stabil eingeschätzt. Der für die Arterhaltung entscheidende Bruterfolg hängt jedoch vor allem von der Qualität des Lebensraums ab. Das Fällen alter Höhlenbäume, eintönige Wälder und ausgeräumte Agrarlandschaften ohne Nahrung sind damit die größten Gefahren für einen gesunden Waldkauzbestand.
  • Waldkäuze sind lautlose Jäger der Nacht. Sie sehen und hören besonders gut, und finden so präzise ihre Beute. Die Bezeichnung „Kauz“ ist eine Besonderheit im deutschen Sprachraum, denn in anderen europäischen Ländern gibt es kein eigenes Wort für Eulen mit rundem Kopf ohne Federohren – sie werden wie andere Eulenarten allgemein als „Eulen“ bezeichnet.
  • Auch wenn sein Name anderes vermuten lässt: Der Vogel des Jahres 2017 ist keinesfalls nur im Wald zu Hause, obwohl er sich in lichten Laub- und Mischwäldern am wohlsten fühlt. Als ideal gilt ein Lebensraum mit einem Waldanteil von 40 bis 80 Prozent, dazu Lichtungen und angrenzende Felder. Längst ist er daher auch in städtischen Parkanlagen, Gärten oder auf Friedhöfen mit altem Baumbestand und geeigneten Bruthöhlen zuhause. Dabei kommt er uns Menschen recht nah, wenn er auch eher zu hören als zu sehen ist. Tagsüber versteckt er sich in Höhlen oder in dichten Baumkronen. Die Anpassungsfähigkeit bei der Wahl des Lebensraumes trägt dazu bei, dass der Waldkauz die häufigste Eule in Deutschland ist. 

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 Britta Raabe
Regionalgeschäftsstellenleitung  I  V.i.s.d.P.
NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland
Bergamtstraße 12, 31683 Obernkirchen   I  Tel.: 05724 – 399 35 35  I  E-Mail: britta.raabe@nabu-weserbergland.de


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 22 am 9.12.2020

 

Umwelt / Verbrauchertipps

 

Natürliche(re) Weihnachten – bitte ohne Müllberge

 

Ökologische Tipps zur Weihnachtszeit

 

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Weserbergland – Alle Jahre wieder wird das ‚Fest der Liebe und Freude‘ zu den Abfall-Feiertagen. „Jetzt ist eine gute Zeit, Gewohnheiten zu überdenken“ sagt Britta Raabe, die die Regionalgeschäftsstelle des Naturschutzbundes leitet. „In diesen Corona-Zeiten und besonders jetzt, im „Lockdown“, ist es besonders gegeben, umzudenken. Wir können nicht so weiter leben wie bisher.“ Dieses Jahr einfach mal umweltfreundlich durch die Weihnachtszeit mit abfallarmen Feiertagen, nachhaltigen Geschenken und heimischen Bäumen zu begehen, ist ihr eine Herzensangelegenheit. Die wichtigsten Grundregeln dabei sind: „Möglichst keinen neuen Abfall produzieren, sondern nutzen was ohnehin schon da ist und wiederverwendbare Materialien verwenden“ regt die Naturfreundin daher an.

 

 

 

Geschenkpapier - Jede Menge Energie nur für die Tonne

 

Die Herstellung von Papier ist äußerst energieintensiv und verbraucht viel Holz. Leider ist der Papierverbrauch weltweit drastisch angestiegen: jeder Bundesbürger verbraucht statistisch 243 Kilogramm Papier pro Jahr. Rechnet man allein für das Geschenkpapier mit einer handelsüblichen Rolle -drei Meter lang, 70 Zentimeter breit, 60 Gramm pro Quadratmeter- je Erwachsenen, kämen bundesweit 8,7 Millionen Kilogramm zusammen. Ein Kilo neues Papier erfordert etwa 50 Liter Wasser und fünf Kilowattstunden Energie. Grob gerechnet würden so 435 Millionen Liter Wasser und 43,5 Millionen Kilowattstunden verbraucht, was in etwa dem jährlichen Energiebedarf einer Kleinstadt mit 12.500 Einwohnern entspricht.

 

 

 

Damit die besinnliche Zeit also nicht zu „Abfall-Feiertagen“ wird, kann schon jetzt mit der Anschaffung umweltfreundlicher sowie abfallvermeidender Geschenkverpackungen vorgesorgt werden. Es muss zum Beispiel nicht immer klassisches Geschenkpapier sein, erst recht kein alubeschichtetes Schmuckpapier. Denn dass die Meterware oft mit Azofarbstoffen gefärbt oder mit anorganischen Pigmenten aus Cadmium-, Blei- oder Chromverbindungen versetzt ist und auch die Druckfarben meist umweltschädlich sind, wissen viele nicht. Beim aufwändigen Auswaschen der Farben im Recyclingprozess bleibt dann ein giftiger Farbschlamm übrig, der oft nur als Sondermüll entsorgbar ist. Beschichtungen sind außerdem nur schwer wieder vom Papier zu trennen. Als Faustregel gilt: Je aufwendiger und schwerer ein Geschenkpapier, desto umweltschädlicher ist es auch.

 

 

 

Als Alternative bieten sich neutrale Kartons, Recyclinggeschenkpapier und individuell gestaltbares Packpapier an. Dieses kann fantasievoll bemalt oder mit Gebäck, Zweigen, getrockneten Blättern und Blumen beklebt werden. Besonders schöne Verpackungen lassen sich aus Kinderzeichnungen, alten Zeitschriften, Zeitungs- oder Kalenderseiten, Comics, Stadtplänen, oder Notenblättern gestalten. Eine liebevoll gestaltete Verpackung erfreut den Beschenkten zusätzlich zum eigentlichen Geschenk.

 

Ideal sind Verpackungen, die jedes Jahr wiederverwendet werden können, so dass nicht immer neuer Müll entsteht. So können individuell gestaltetet Geschenkkisten oder Schatztruhen sich über die Jahre zu echten Traditionsstücken in der Familie entwickeln. Aber auch Blechdosen von Keksen oder Pralinen oder Vintage-Dosen vom Flohmarkt sind eine schöne Geschenkverpackung. Marmeladen- und Einmachgläser eignen sich für das Verschenken von Lebensmitteln wie selbst gemachtem Müsli, Marmelade oder Süßigkeiten.

 

 

 

Eine Recycling-Idee aus Kindertagen

 

 

 

Raabe fällt dazu auch noch eine Anekdote aus Ihrer Kinderzeit ein: „meine Großmütter haben –oft schon während der Feiertage- die größten und schönsten Geschenkpapierbögen fürs nächste Jahr gerettet, indem sie sie gebügelt haben. Dann wurden sie ordentlich aufgerollt und weggeräumt.“ Und auch das Schleifenpapier wurde so geglättet und lagerte dann in einem Karton. „Ich habe es geliebt, darin zu wühlen und mir die schönen Schleifen anzusehen und sie durch die Finger gleiten zu lassen“. Das war ihr oft schon eine Vorfreude auf das nächste Fest, erinnert sich Raabe.

 

 

 

Stoffverpackung – eine großartige Idee aus Japan

 

Eine sehr schöne Verpackungsmöglichkeit bietet auch eine Falttechnik aus Japan namens „Furoshiki“. Hier werden Geschenke mit einfachen bis sehr komplexen Falttechniken kunstvoll in Tücher verpackt. Dafür finden sich zahlreiche Anleitungen im Internet. Besonders schön ist es, wenn die Verpackung thematisch zum Geschenk passt. So lässt sich zum Beispiel ein Kochbuch in einem Geschirrhandtuch verschenken. Ein weiterer Vorteil ist, dass in Stoff verpackte Geschenke häufig ohne Geschenkband auskommen. Allerdings ist die Verpackung in neue Stoffe nur nachhaltig, wenn die Stoffe nachher entweder normal nutzbar sind, wie zum Beispiel Schals oder Küchenhandtücher, oder wirklich viele Jahre lang als Verpackung genutzt werden. Nachhaltiger sind Stoffreste oder aussortierte Kleidungsstücke, die entweder als Tücher für „Furoshiki“ oder zum Beispiel als selbst genähte Geschenkbeutel zum Einsatz kommen.

 

 

 

Auch die Deko sollte nachhaltig sein

 

Der Nachhaltigkeitsgedanke sollte aber bei der Deko nicht aufhören. Denn auch Geschenkschleifen bestehen häufig aus Kunststoffen und werden zusammen mit dem Geschenkpapier entsorgt. Denn an den Feiertagen wird häufig auch beim Mülltrennen ein Auge zugedrückt. Geschenkbänder sollten also besser aus Stoff oder Bastfaser sein und müssen nach Gebrauch nicht im Abfall landen, sondern können im Folgejahr wieder benutzt werden. Zudem sind Schnüre aus Naturfasern oder Wollreste die nachhaltige Alternative für Klebestreifen aus Plastik. Zapfen, Zweige und Nüsse sorgen für einen weihnachtlichen Touch am Geschenk.

 

 

 

Es muss ja nicht immer was Verpacktes sein

 

 

 

Eine besonders schöne Alternative ist auch, Zeit für- und miteinander zu verschenken. Am Ende eines Jahres beklagen sich nicht wenige darüber, keine Zeit für die Liebsten zu haben. Vermeidet man Einkauf und Umtausch teurer Geschenke, ergibt sich die gemeinsame Zeit ganz von allein. Eine weitere Möglichkeit ist ein Geschenk für den guten Zweck und die Freude daran, etwas Gutes getan zu haben.

 

 

 

 

 

Infobox: Weihnachten mal anders - Kurztipps

 

 

 

Tipp 1: Oh, echter Tannenbaum!

 

Besser, man bleibt beim guten alten echten Tannenbaum. Auch wenn modisch gefärbte Plastik-Christbäume als ‚en vogue‘ gelten: Bäume aus Kunststoff nadeln zwar nicht, belasten aber die Umwelt und enden irgendwann als Plastikmüll.

 

 

 

Tipp 2: Oh, heimischer Tannenbaum!

 

Beim Weihnachtsbaum sollte man sich für einheimische Fichten, Kiefern oder Tannen entscheiden. Das ist umweltfreundlicher als die Wahl nicht heimischer Blaufichten – ‚Edeltanne‘ oder ‚Blautanne‘ –, die in Christbaumplantagen gezüchtet werden, häufig mit hohem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Unter Umweltgesichtspunkten schneiden zertifizierte Bio-Weihnachtsbäume sowie Nadelbäume aus FSC-zertifizierten Wäldern am besten ab. Weihnachtsbäume haben in unseren Wohnzimmern zudem nur eine kurze Verweildauer und werden anschließend entsorgt. Statt sich jedes Jahr einen neuen Baum zu kaufen, kann man aus den Samen eines Nadelbaums seinen eigenen Baum im Topf ziehen. Bis eine ansprechende Weihnachtsbaumgröße erreicht ist, vergehen zwar ein paar Jahre, dennoch ist es eine Freude, seinen eigenen Baum wachsen zu sehen. Alternativ können auch Zweige dekoriert, oder größere Zimmerpflanzen für die Weihnachtszeit geschmückt werden.

 

 

 

Tipp 3: Oh, ökologischer Tannenbaumschmuck!

 

Zum umweltverträglichen Christbaumschmuck gehören Nüsse, Holz, Plätzchen, Stoffbänder, Obst und Figuren aus Papier, Holz, Stroh oder Wachs. Damit lassen sich Christbäume wunderschön dekorieren. Vermeiden sollte man Schnee- und Glitzersprays.

 

 

 

Tipp 4: Oh, Bienenwachskerzen! Bienenwachs statt Erdöl oder Palmöl

 

Kerzen bestehen heute meistens aus Erdöl (Paraffin) oder Pflanzenöle (Stearin), letztere sehr oft aus nicht nachhaltig angebautem Palmöl. Daher sollte bei Kerzen aus Pflanzenölen darauf geachtet werden, dass der Rohstoff aus nachhaltigem Anbau kommt. Besonders zu empfehlen sind Kerzen aus Bienenwachs, die auch sehr schön aussehen. Das „RAL-Gütezeichen“ steht bei Kerzen für gesundheits- und umweltorientierte Grenzwerte für die Inhaltsstoffe, Dochte und Lacke. Teelichter gibt es auch ohne Aluschale und Glasschalen lassen sich neu befüllen. So wird überflüssiger Müll vermieden.

 

 

 

Tipp 5: Oh, umweltfreundliche Geschenkverpackung!

 

Es muss nicht immer Geschenkpapier sein, erst recht nicht alubeschichtetes Schmuckpapier. Als Alternative bieten sich Geschenkhüllen aus Recyclingpapier, Kartons und Packpapier an, phantasievoll bemalt oder mit Gebäck, Zweigen, getrockneten Blättern und Blumen beklebt. Bänder aus Stoff müssen nicht im Müll landen, sondern können im kommenden Jahr wieder benutzt werden. Goldrichtig als geheimnisvoll schimmernde Verpackungen und gleichzeitig schöne Geschenke sind getönte Gläser und transparente Seidentücher.

 

 

 

Tipp 6: Oh, Fichtenzweig und echte Küsse!

 

Durch das Überangebot auf den Weihnachtsmärkten könnten Misteln wieder gefährdet werden. Und Vögel freuen sich im Winter über die Beeren. Ein Fichtenzweig tut’s doch auch mal als dezente Botschaft, oder?.

 

 

 

Tipp 7: Oh, Naturkorken knallen lassen!

 

Wenn zum Jahreswechsel die Korken knallen, dann lieber aus Flaschen ohne umweltbelastende Zinn- oder Aluminiumaufsätze. Es gibt inzwischen zahlreiche Winzer und Sektkellereien, die auf zinn- oder aluminiumhaltige Flaschenverzierungen verzichten. Außerdem hat Kork eine gute Klimabilanz und lässt sich problemlos recyceln: die Regionalgeschäftsstelle Weserbergland sowie viele NABU-Gruppen vor Ort nehmen die Naturkorken an. Sie werden einem guten Zweck zugeführt.

 

 

 

Tipp 8: Oh, Wachsorakel! Wachs statt Blei gießen

 

Warum nicht mal Kerzenwachs als Orakel? Das schont die Umwelt und sagt die Zukunft mindestens genauso zuverlässig voraus wie giftiges Schwermetall. Roter Wachs soll übrigens ideal sein für sichere Prognosen in Sachen Liebe.

 

 

 

Tipp 9: Oh, Geschenkerlebnisse, die von Herzen kommen!

 

Ein persönlich gestalteter Gutschein für eine gemeinsame Unternehmung wie einen Spaziergang im winterlichen Wald, eine geführte Exkursion, eine Vorlesestunde oder einen Kochabend sind für viele eine willkommene Überraschung – und belasten die Umwelt nicht. Eine gute Gelegenheit ist die ‚Stunde der Wintervögel‘. Dann lädt der NABU Niedersachsen dazu ein, eine Stunde lang die Vögel zu zählen, die man beispielsweise vor dem Fenster oder im Park sieht, und die Zahlen an den NABU zu melden. Die Mitmachaktion findet vom 5.-7. Januar 2018 statt.

 

 

 

Tipp 10: Oh, wertvolle Geschenke!

 

Schlägt das Herz von Bekannten oder Familienmitgliedern für die Natur und deren Schutz, lohnt es sich über eine Geschenk-Mitgliedschaft in Niedersachsens mitgliederstärkstem Umweltverband nachzudenken. „Damit haben die Belange der Natur im Land eine Stimme mehr. Und der oder die Beschenkte bekommt regelmäßig das Mitgliedermagazin mit vielen spannenden Hintergrundinformationen, hat freien Eintritt in 70 NABU-Naturschutzzentren bundesweit und kann auch in seiner NABU-Gruppe am Ort mit anpacken.“
- Mit einer Geschenkmitgliedschaft unterstützen Sie das Engagement für den Naturschutz vor Ort.
- Eine Tierpatenschaft sichert seltenen Haustierrassen, Wildtieren oder Vögeln das Überleben.
- Eine Anlassspende sorgt dafür, dass Ihre Zuwendung dort ankommt, wo der Bedarf am größten ist.  

 

 

 

Tipp 11:  Keine Tiere unterm Weihnachtsbaum!

 

Alle Jahre wieder werden zu Weihnachten Tiere verschenkt. Die Freude an dem Haustier währt aber leider oft nur kurz und die unüberlegt gekauften Tiere werden bald „entsorgt“. Der NABU appelliert daher, keine Tiere als Weihnachtsgeschenke zu kaufen. „Denn die Freude, die wir geben...“

 

 

 

 

 

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Britta Raabe
Regionalgeschäftsstellenleitung  I  V.i.s.d.P.

NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland
Bergamtstraße 12, 31683 Obernkirchen   I  Tel.: 05724 – 399 35 35  I  E-Mail: britta.raabe@nabu-weserbergland.de 

 

NABU Landesverband Niedersachsen e.V., Alleestr. 36, 30167 Hannover

 

Vereinssitz Hannover  I   Vereinsregister VR 4635, Amtsgericht Hannover  I  Vorstandsvorsitzender Dr. Holger Buschmann

 


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 21 am 9.12.2020

 

Umwelt/Vögel

 

Deutschlands Wintervögel werden wieder gezählt

 

Vom 8. bis zum 10. Januar findet deutschlandweit die elfte „Stunde der Wintervögel“ statt / Blaumeisen nach Epidemie besonders im Fokus


Weserbergland
– Vom 8. bis zum 10. Januar zählt ganz Deutschland wieder Vögel: Die „Stunde der Wintervögel“ wird bereits zum elften Mal vom NABU und seinem bayerischen Partner LBV organisiert. Vogelfreundinnen und -freunde sind dazu aufgerufen, eine Stunde lang alle Vögel von Wohnung, Haus oder Garten aus zu erfassen und zu melden. Damit kann jede und jeder mithelfen, eine detaillierte Momentaufnahme der Vogelwelt in unseren Städten und Dörfern zu ermöglichen. „Die so erfassten Daten tragen dazu bei, unsere heimischen Vögel besser zu schützen“ sagt Britta Raabe. Die „Stunde der Wintervögel“ ist die größte wissenschaftliche Mitmachaktion Deutschlands. 2020 hatten sich an der Aktion mehr als 143.000 Menschen bundesweit beteiligt. „In den Landkreisen Holzminden, Hildesheim, Hameln und Schaumburg waren es insgesamt 32.755“ sagt die Leiterin der Regionalgeschäftsstelle Weserbergland, welche sich über die rege Teilnahme sehr freut. 

 

Experten des NABU konnten anhand der langjährigen Zählung nachweisen, dass die winterlichen Vogelzahlen in den Gärten stark von der Witterung abhängen. In kalten und schneereichen Wintern kommen deutlich mehr Vögel in die Nähe der Menschen. Die lange Reihe zunehmend milder Winter führte zuletzt zu sinkenden Wintervogelzahlen. Im Winter steht die Stadt bei vielen Vögeln hoch im Kurs, da die Temperatur in der Stadt immer etwas höher sind als im Umland – dort steigen für viel Vögel die Überlebenschancen. So finden sich in harten Wintern in der Stadt viele Amseln, Stockenten und andere Vögel ein, denen es im verschneiten Umland zu unwirtlich geworden ist. „Die Winterfütterung trägt gewiss ihren Teil zur Attraktivität der Stadt bei“ sagt Raabe. Ein guter Beleg dafür ist die Entwicklung des Zaunkönigbestands nach dem besonders kalten Winter 1995/96. Zählungen auf Probeflächen ergaben, dass der Bestand auf dem Land um mehr als die Hälfte zurückging, während er in der Stadt nur unwesentlich abnahm. Dabei mag auch eine Rolle gespielt haben, dass die dichte Bebauung sowie die Bepflanzung der Gärten und Parks für Windschutz sorgen und Wärmeinseln entstehen lassen.

 

„Besondere Aufmerksamkeit gilt in diesem Winter der Blaumeise“, führt die Naturfreundin aus, „Im vergangenen Frühjahr war in weiten Teilen Deutschlands eine vom Bakterium Suttonella ornithocola ausgelöste Epidemie aufgetreten, der Tausende Vögel dieser Art zum Opfer fielen.“ Bei der jüngsten großen Vogelzählung, der „Stunde der Gartenvögel“ im vergangenen Mai, wurden entsprechend weniger Blaumeisen beobachtet. Für die Experten ist es spannend herauszufinden, ob dieser Effekt auch im Winter noch spürbar ist.

  • Die Blaumeise ist wohl jedem schon mal begegnet: sie ist auch in unseren Gärten zu Gast sobald dort ein paar ältere Bäume stehen. Außerdem hält sie sich gerne in Scharen an Futterplätzen auf. Man kann bei ihnen sogar eine regelrechte Routine beobachten, bei der die Tageszeit und die Abfolge der Futterstellen in etwa gleich bleiben. Am Futterhäuschen fallen Blaumeisen oft durch ein freches Verhalten auf und geraten hin und wieder in kleine Streitereien mit anderen Vogelarten. Der blaue Scheitel, die blauen Flügel- und Schwanzfedern und die leuchtend gelbe Brust machen die Blaumeise unverwechselbar. Blaumeisen wiegen nur ungefähr so viel wie zwei 20-Cent-Münzen. Bei diesem Fliegengewicht können sie sich auch an dünnen Zweigen kopfüber entlang hangeln. Die kleine, kompakte Gestalt und der winzige Schnabel geben der Blaumeise ein besonders niedliches Aussehen. Männchen und Weibchen sehen fast gleich aus, die Farben des Männchens sind etwas leuchtender. Die Blaumeise kann man in Lebensräumen mit viel Gehölz antreffen, also vor allem in Laub- und Mischwäldern, Parks oder Gärten. In Nadelwäldern halten sie sich eher selten auf. Blaumeisen fressen gerne kleine Insekten, Larven, Spinnen und Sämereien. Im Winter passen sich die Blaumeisen an und werden zu Körnerfressern. Dann fressen sie Nüsse, Sonnenblumenkerne und Meisenknödel, aber auch Äpfel und Beeren. Der Gesang der Blaumeisen ist sehr abwechslungsreich. Meist beginnt er mit einem hohen „tii-tii“ und endet mit einem hübschen Triller.

Dass die winterlichen Gartenvögel zu den beliebtesten Vogelarten Deutschlands gehören, zeigt auch der aktuelle Zwischenstand bei der ersten öffentlichen Wahl zum „Vogel des Jahres“. Mit Stadttaube, Rotkehlchen, Amsel und Haussperling finden sich schon vier Wintervögel unter den beliebtesten 10 Wintervögeln. Auch die Blaumeise -auf Rang 11- und der Star -auf Rang 14- haben noch gute Chancen auf die Stichwahl, die unter den zehn ersten Plätzen stattfindet. Schon weit über 100.000 Menschen haben bisher ihren gefiederten Favoriten nominiert. „Noch bis zum 15. Dezember kann jeder seine Stimme bei der Vorwahl abgeben. Nach der Stunde der Wintervögel beginnt dann ab dem 18. Januar die Hauptwahl unter den dann feststehenden „Top Ten““ ergänzt Raabe.

 

Mitmachen bei der Stunde der Wintervögel ist ganz einfach: Jeder kann eine Stunde lang die Vögel am Futterplatz, vom Garten, Balkon oder Fenster aus oder im Park zählen und dem NABU melden. Von einem ruhigen Beobachtungsplatz aus wird von jeder Art die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu beobachten ist. Die Beobachtungen können unter www.NABU.de/onlinemeldung bis zum 18. Januar gemeldet werden. Zudem ist für telefonische Meldungen am 9. und 10. Januar jeweils von 10 bis 18 Uhr die kostenlose Rufnummer 0800-1157-115 geschaltet. Die NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland nimmt ebenfalls gern die Meldungen -von 10 bis 16Uhr- entgegen: 05724-3994118  Auch über die NABU-App „Vogelwelt“, welche unter www.NABU.de/vogelwelt herunter geladen werden kann, darf gemeldet werden.

 

Die „Schulstunde der Wintervögel“ begleitet die „Stunde der Wintervögel“ und lädt alle Lehrer*innen und Gruppenleiter*innen ein, mit Kindern Vögel kennenzulernen und zu beobachten. Wieso vergräbt der Eichelhäher Eicheln im Boden und warum plustert sich das Rotkehlchen zu einer Federkugel auf, wenn es besonders kalt ist? Diesen und anderen spannenden Fragen können die Kinder bei der „Schulstunde der Wintervögel“ vom 11. bis 15. Januar nachgehen. Die Klassen und Gruppen können Ihre Ergebnisse unter www.NABU.de/onlinemeldung melden. Und unter allen Einsendungen verlost die NAJU tolle Preise. Alle Infos, Materialien und Aktionsideen: www.NAJU.de/sdw.


INFOBOX: Richtig füttern – so geht es:

 

 Grundsätzlich ist eine Vogelfütterung vor allem im Winter aus umweltpädagogischer Sicht empfehlenswert. Dann kommen wesentlich mehr Vögel zur Futterstelle, und bei niedrigen Temperaturen ist es einfacher, für die notwendige Hygiene zu sorgen. So wird eine Übertragung von Salmonellen auf die Tiere verhindert. Typischerweise füttert man im Winter von November bis Ende Februar. Bei Frost oder Schnee werden besonders viele Vögel das Angebot annehmen.
Bei Fütterung oder Anbieten von Trink- und Badewasser im Sommer besteht die Gefahr der Infektion der Vögel mit Krankheitserregern wie 
Trichomonaden, die in größerer Zahl insbesondere Grünfinken befallen können. Gegen die in allen Fällen tödliche Krankheit helfen auch Hygienemaßnahmen wenig. Stellen Sie daher eventuelle Sommerfütterungen sofort bis zum nächsten Winter ein, sollten Sie kranke oder tote Vögel vorfinden.

Wählen Sie Futterspender (Futtersilos), bei denen die Tiere nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot verschmutzen können. Auf diese Weise minimieren Sie die Übertragung und Ausbreitung von Krankheitserregern. Außerdem verdirbt darin das Futter nicht. Futterspender müssen so gebaut und angebracht werden, dass das Futter auch bei starkem Wind, Schnee und Regen nicht durchnässt werden kann, da es sonst verdirbt oder vereist. Geeignete Futtersilos sind „wartungsfrei“. Hier können Sie Futter für einen längeren Zeitraum anbieten. Sie müssen normalerweise nur vor und nach der Wintersaison gereinigt werden.

Sollten Sie dennoch herkömmliche Futterhäuschen verwenden, dann reinigen Sie diese regelmäßig mit heißem Wasser und legen Sie täglich nur wenig Futter nach. Aus hygienischen Gründen sollten Sie beim Reinigen Handschuhe tragen.

Wohin mit dem Futterspender? Platzieren Sie Futterspender an einer übersichtlichen Stelle, so dass sich keine Katzen anschleichen und Sie gleichzeitig die Vögel gut beobachten können. In einem angemessenen Abstand sollten jedoch nach Möglichkeit Bäume oder Büsche Deckung bei eventuellen Attacken von Sperbern bieten. Achten Sie darauf, dass in der Nähe befindliche Glasscheiben für die Vögel nicht zu tödlichen Fallen werden. Vermeiden Sie Durchsichten oder Spiegelungen in Ihren Fenstern. Bekleben Sie gefährliche Scheiben von außen mit beliebigen Aufklebern oder Mustern. Alternativ können Futterstellen auch direkt an Fensterscheiben angebracht werden, da hier Kollisionen bei den kurzen Anflugwegen wenig gefährlich sind.Welches Futter eignet sich am besten? Als Basisfutter, das im Zweifel von fast allen Arten gefressen wird, eignen sich Sonnenblumenkerne. Bei ungeschälten Kernen fällt zwar mehr Abfall an, dafür verweilen die Vögel aber länger an Ihrer Futterstelle. Freiland-Futtermischungen enthalten zusätzlich andere Samen unterschiedlicher Größe, die von unterschiedlichen Arten bevorzugt werden. Die häufigsten Körnerfresser an Ihrer Futterstelle sind Meisen, Finken und Sperlinge. Bei uns überwintern daneben auch Weichfutterfresser wie Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Amseln, Wacholderdrosseln oder Zaunkönig. Für sie kann man Rosinen, Obst, Haferflocken und Kleie anbieten in Bodennähe anbieten. Dabei ist darauf zu achten, dass dieses Futter nicht verdirbt. Es gibt spezielle Bodenfutterspender, die sich dafür besonders eignen. Insbesondere Meisen lieben auch Gemische aus Fett und Samen, die man selbst herstellen oder als Meisenknödel kaufen kann. Achtung: Achten Sie beim Kauf von Meisenknödeln und ähnlichen Produkten darauf, dass diese nicht, wie leider noch häufig üblich, in Plastiknetzen eingewickelt sind. Vögel können sich mit ihren Beinen darin verheddern und schwer verletzen. Keinesfalls sollte man salzige Nahrung wie Speck oder Salzkartoffeln anbieten. Auch Brot ist nicht zu empfehlen, da es im Magen der Vögel aufquillt und schnell verdirbt. Billiges Vogelfutter wird meist mit großen Anteilen an Weizenkörnern gestreckt. Diese werden von den Vögeln erst dann gefressen, wenn alle anderen Samen aufgebraucht sind, sonst aber aus der Futterstelle entfernt. Dies führt daher meist zu großen Mengen ungenutzten Vogelfutters am Boden. Zudem ist bei billigem Vogelfutter nicht gewährleistet, dass durch das Vogelfutter keine invasiven Pflanzenarten, wie zum Beispiel die stark allergieauslösende Ambrosie, verbreitet werden. Es lohnt sich also, hochwertigeres Vogelfutter zu verwenden.
 

Vogelfutter am Boden kann Ratten anlocken. Möchte man dies vermeiden, darf man kein Futter am Boden ausbringen und muss geeignete für Ratten nicht erreichbare Auffangteller unter den Futtersäulen anbringen, zumindest aber Futterreste unter den Futtersäulen täglich beseitigen. Reicht das nicht aus, und leben die Ratten mutmaßlich vor allem von Vogelfutter, müsste man die Fütterungen einstellen. Vogelfutter im Garten, Ödnis andernorts? Bedenken Sie auch, dass Vogelfutter irgendwo angebaut werden muss. Meist geschieht dies im Rahmen der konventionellen Landwirtschaft, die heute kaum mehr geeigneten Lebensraum für unsere gefährdeten Agrarvogelarten bietet. Daher ist es sinnvoll, Vogelfutter aus biologischem Anbau zu kaufen. Es ist zwar für die Gartenvögel nicht besser als anderes, bietet aber den Vögeln im Anbaugebiet einen besseren Lebensraum. Aus dem gleichen Grund ist es sinnvoll, im eigenen Garten durch eine naturfreundliche Gestaltung möglichst viele natürliche Nahrungsquellen für die Vögel anzubieten. Dann muss man weniger zu füttern mit Futter, das andernorts in für Vögel wenig geeignetem intensivem Landbau produziert wird.

Besondere Einschränkungen zur Jungenfütterungszeit (April bis Juli): Das übliche Wintervogelfutter kann für Jungvögel schädlich sein, die zumeist natürlicherweise von Ihren Eltern in den ersten Wochen ausschließlich mit frischen proteinreichen Insekten gefüttert werden. An großen Erdnuss-Bruchstücken oder ganzen Sonnenblumenkernen können Jungvögel ersticken. Fettreiches Futter ist für sie schwer zu verdauen. Daher gilt für diese Zeit: Kein Fettfutter, keine Erdnüsse (ganz oder als Bruch) und möglichst keine Sonnenblumenkerne, stattdessen möglichst kleine (fettarme) Sämereien von heimischen Wildkräutern, Insektenfutter frisch oder tiefgefroren, möglichst nicht getrocknet.

Regionalgeschäftsstellenleitung  I  V.i.s.d.P.
NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland
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Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 20 am 13.11.2020

Umwelt / Naturschutz
Volksbegehren „Artenvielfalt. Jetzt!“ Endet mit großem Erfolg
Ziel frühzeitig erreicht: Landtag beschließt Gesetzesänderungen für mehr Natur- und Artenschutz /
Initiator*innen verzichten auf zweite Runde / NABU dankt alle Unterstützer*innen im Landkreis Hildesheim


Weserbergland / Hildesheim: Bis zum 1. November wurden niedersachsenweit 138.118 gültige Unterschriften abgegeben - mehr als fünfmal so viel wie in der ersten Phase eines Volksbegehrens erforderlich. „Bis zum 13. November dürfen noch Stimmen abgegeben werden, so dass diese Zahl noch nicht der letzte Stand sein wird“ sagt Britta Raabe von der NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland. Allein im Landkreis Hildesheim sind über 6.200 Stimmen gesammelt und abgegeben worden. „Unser großer Dank gilt allen, die für das Volksbegehren vor Ort engagiert Unterschriften gesammelt haben genauso wie allen, die mit ihrer Unterschrift das Volksbegehren unterstützt haben, indem sie es unterschrieben und bei Freunden, Verwandten und Nachbarn Unterschriften weitere Unterschriften gesammelt haben. Die breite Unterstützung zeigt, wie wichtig den Menschen das Thema Artenschutz ist. “ sagt die Leiterin der Geschäftsstelle.

 

Der niedersächsische Landtag hat am 10. November einstimmig das Gesetzespaket zum sogenannten Niedersächsischen Weg beschlossen. Grünland und artenreiche Wiesen sowie Gewässerrandstreifen werden künftig besser geschützt, der Pestizideinsatz in wichtigen Naturbereichen wird verboten, der Wiesenvogelschutz wird ausgeweitet, heimische Baumarten gefördert und der Anteil des Ökolandbaus gesteigert. „Ohne unser Volksbegehren hätte es diese Beschlüsse nie gegeben. Dank des Volksbegehrens gibt es jetzt verbindliche Gesetze und verbindliche Zusagen für wirksame Förderprogramme und Verordnungen. Es ist ein großer Schritt, dass die Landwirtschaft diese verbindlichen rechtlichen Regelungen jetzt ausdrücklich mitträgt, nachdem sie anfänglich ausschließlich auf freiwillige Vereinbarungen gesetzt hat“ führt Raabe aus. 

 

Aufgrund der nun beschlossenen Gesetze hat der Initiatorenkreis entschieden, die Zulassung für die zweite Phase nicht zu beantragen und das Volksbegehren damit einzustellen. Als Initiator*innen haben das Volksbegehren ARTENVIELFALT. JETZT! gestartet und unterschrieben: Klaus Ahrens, Vizepräsident des Deutschen Berufs- und Erwerbs-Imkerbundes, Dr. Nick Büscher und Dr. Holger Buschmann vom Naturschutzbund NABU sowie Hans-Joachim Janßen und Anne Kura von den niedersächsischen GRÜNEN.

 

Grünland und artenreiche Wiesen sowie Gewässerrandstreifen werden besser geschützt, der Pestizideinsatz in wichtigen Naturbereichen wird verboten, der Wiesenvogelschutz wird ausgeweitet, heimische Baumarten werden gefördert und der Anteil des Ökolandbaus wird gesteigert: Diese und weitere Eckpunkte für einen besseren Tier- und Pflanzenschutz in Niedersachsen hat der niedersächsische Landtag in dieser Woche beschlossen und gesetzlich verankert.  „Es wird jetzt auf die Umsetzung der Gesetze, der vereinbarten Förderprogramme und Verordnungen ankommen, denn vor Ort wird sich zeigen, ob der Artenschwund gestoppt werden kann. Wir werden mit unseren Bündnispartnern und Aktionsgruppen den Niedersächsischen Weg weiter intensiv begleiten. Klar ist, dass wir beim Kampf gegen das Artensterben erst ganz am Anfang stehen. Nicht nur auf Landes-, sondern insbesondere auf Bundes- und EU-Ebene müssen jetzt entsprechende Schritte folgen.“ Sagt Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen.

 

Mit der Entscheidung des Landtags vom Mittwoch ist nun weitgehend das beschlossen, was mit dem Volksbegehren erreicht werden sollte. Auch wenn die Ziele des Volksbegehrens nicht zu 100 Prozent erreicht wurden, so sind die jetzt beschlossenen Änderungen im Naturschutz-, Wald- und Wassergesetz eine deutliche Verbesserung im Sinne der Tier- und Pflanzenvielfalt in Niedersachsen.

 

INFOBOX:

Weitere über 224 Bündnispartner haben das Volksbegehren unterstützt: https://www.artenvielfalt-niedersachsen.jetzt/buendnis/

 

Britta Raabe
Regionalgeschäftsstellenleitung  I  V.i.s.d.P.
NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 19 am 10.11.2020

Umwelt / Naturschutz
Volksbegehren Artenvielfalt.Jetzt!
NABU ruft zur Abgabe von Unterschriftenlisten bis Donnerstag, 12.11.2020 auf

 

Weserbergland - Angesichts des historischen Erfolgs des „Niedersächsischen Wegs“, der als Folge des Volksbegehrens „Artenvielfalt.Jetzt“ errungen werden konnte – der Landtag verabschiedete am heutigen Dienstag das entsprechende Gesetz – ruft der NABU auf, bis spätestens Donnerstag ausgefüllte Unterschriftenlisten einzureichen, „damit diese Unterschriften nicht vergebens waren und noch den Jahrhundertefolg abrunden können“, wie Britta Raabe von der NABU-Regionalgeschäftsstelle Weserbergland sagt.

 

Diese Listen – ganz gleich, ob sie voll sind oder nur eine einzige Unterschrift darauf vorhanden ist – können im NABU-Büro, Dingworthstraße 38, 31134 abgegeben oder in den Briefkasten geworfen werden. Von dort werden sie an das zuständige Einwohnermeldeamt weitergeleitet. „Jede Unterschrift zählt!“, sagt Raabe „und trägt dazu bei, diesen wunderbaren Erfolg für die Artenvielfalt in Niedersachsen zu unterstützen!“

 

Britta Raabe
Regionalgeschäftsstellenleitung  I  V.i.s.d.P.
NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland

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Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 18 am 29.9.2020

Umwelt und Natur: Die fantastische Welt der Pilze erleben

Drei neue Naturerlebnistermine im Oktober

 

Samstag, 10. Oktober, 10 Uhr / Die fantastische Welt der Pilze
Eine Pilzexkursion für Jung und Alt mit Cornelia Roffmann, Pilzsachverständige der DGFM. Essbare Pilze stehen nicht im Mittelpunkt! Nur mit Anmeldung bei conny.roffmann@web.de. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Der Treffpunkt wird bei der Anmeldung bekannt gegeben. Dauer ca. 2 Stunden. Kosten: 3 € für Nichtmitglieder.

 

Mittwoch, 14. Oktober, 19 Uhr / NABU Stammtisch für Alle

Gemütliche Gesprächsrunde für alle Naturinteressierten, auch für Nichtmitglieder. Hauptthema heute: „Wie können die Landwirte den Eulenschützern helfen?“ Landwirte im Gespräch mit der AG Eulenschutz.
Die Veranstaltung findet in Hasede bei der Firma Stöcklein GmbH statt, Anschrift: Ladebleek 12, 31180 Giesen OT Hasede. Anmeldung notwendig bei Angelika Krueger, angelika.kru@arcor.de oder 0160 – 6921435.

 

Samstag, 24. Oktober, ab 12 bis ca. 18 Uhr / Jahresabschlusstreffen der Naturgartenbewegten

Wir (Naturgartengruppe und Interessent*innen) wollen uns in unseren Naturgärten treffen, um das Gartenjahr einerseits mit gemeinsamer Arbeit, andererseits in Gesellschaft Gleichgesinnter abzuschließen. Mit einem gemeinsamen Kaffeetrinken oder einem Grill-Lagerfeuer (je nach Witterung) beenden wir den Tag. Grillsachen bitte mitbringen, für Getränke wird gesorgt! Zugang am besten über die Seebothstraße zum NABU Garten Nr. 118 in der Kleingartenanlage "Gartenfreunde Berggarten". Anmeldung notwendig bei Susanne Engel, s.u.s.e@posteo.de oder bei Aggi Galle, aggi.galle@gmail.com oder 0172 – 8021065.

 

  • Die jeweilige Durchführung geschieht streng nach der aktuell gültigen Gesetzeslage. Atemschutz, Abstand und Begrenzung der Teilnehmerzahlen sind obligatorisch.

Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 17 am 11.9.2020

Umwelt und Natur / Spinnen

 

Leben am seidenen Faden: Eilig unterwegs auf acht Beinen

dieser September ist ein Spinnenmonat

 

Weserbergland - Vielen Menschen sind sie unheimlich - unsere Spinnen. Ihre Wendigkeit und der Körperbau mit den acht langen, dünnen Beinen rufen bei vielen Ekel und Scheu hervor. Die Sympathie steigt auch nicht, wenn man weiß, dass auch Zecken zu den Spinnentieren gehören. Jetzt, wenn der Herbst in Sicht ist und die Tage kälter und nasser werden, stoßen wir immer wieder auf Spinnen. Im Herbst haben die größeren Arten das erwachsene Stadium erreicht und suchen die Wärme von Häusern auf. Da gerade diese Spinnen, die im Haus angetroffen werden, auffallen, wird der September des Öfteren auch „Spinnenmonat“ genannt. Die scheuen Untermieter spielen draußen, vor unserer Haustür, eine wichtige Rolle in der Natur, da sie das Heer der Insekten als Nahrung nutzen und so helfen, das Gleichgewicht zu bewahren. In der Nahrungskette spielen sie ebenfalls entscheidend mit: so fängt eine Spinne im Jahr durchschnittlich hunderte bis tausende Mücken und Fliegen. Auch Krustentiere, wie Asseln, und Amphibien -in Form von Froschlarven oder Kaulquappen- sind Teil der Spinnendiät.

 

Spinnen selber sind Beutetiere für viele unterschiedliche Arten, wie Vögel, Echsen, kleine Säugetiere, Tausendfüßler, Parasiten und Schlupfwespen. Auch von Wespen und Hornissen werden sie gern gejagt. In Deutschland leben um die 700 Spinnenarten, darunter Speispinnen, Springspinnen und Weberknechte. Ob Architekten eindrucksvoller Spinnweben, Jäger oder Tarnungsexperten – auch wenn Spinnen oft als hässlich oder eklig erfahren werden, gibt es mehr als genug Arten, die bei genauerer Betrachtung eindrucksvoll und faszinierend sein können. Eine der schönsten Spinnen ist die Maratus volans, die australische Pfauenspinne. Die Männchen dieser Spinnenart weisen ein farbenfrohes, gemustertes Hinterteil in schimmerndem Blau, Orange und Gelb auf. Auch in deutschen Gärten leben farbenfrohe, unschuldige Spinnen, wie die Enoplognatha ovata, die Veränderliche Krabbenspinne und die Grüne Kräuselspinne. Eine Ahnung davon, wie wichtig Spinnen im Naturhaushalt sind, bekommt man, wenn man frühmorgens die von Tautropfen schweren, unzähligen Spinnennetze auf einer Wiese betrachtet – ein wunderschöner Anblick für jeden Spinnenfreund und auch ein wichtiger Hinweis auf die Spinne, die es gebaut hat. So unterscheidet man Trichternetze, Radspinnennetze, Röhrennetze und Baldachinnetze.

 

Denn um ihre Beute zu fangen, haben die Spinnen unterschiedliche Methoden entwickelt: die Radnetzspinnen bauen typische Spiralnetze, in deren Mitte sie auf Beute lauern. Sie haben Sinnesorgane an den Beinen, mit denen sie feinste Erschütterungen wahrnehmen können. Wenn sich ein Opfer auf ihr Netz verirrt hat, erfasst und frisst es die Spinne. Manchmal wird auch ein Vorrat angelegt. Dann umwickelt die Spinne ihr Opfer mit ihrem Faden. Springspinnen lauern in Blättern und auf Mauern auf Insekten und springen diese mit einem großen Satz an. Krabbenspinnen sitzen auf Blüten, wo sie auf ihre Opfer warten. Zur Tarnung haben sie oft dieselbe Farbe wie die Blüte. Wenn eine Fliege oder Biene auf der Blüte landet, nimmt die Spinne die Erschütterungen mit ihren Tastorganen an den Beinen wahr und erbeutet das Insekt.

 

Viele Menschen ekeln sich vor Spinnen oder haben gar Angst vor ihnen. Zu teilweise heftigen Reaktionen führt der achtbeinige Einmarsch von Spinnen, die darauf hoffen, in einer stillen Zimmerecke mit fetter Beute den Winter zu überstehen. Oftmals landen die Spinnen dann in Staubsaugern oder werden mithilfe von Papier o.ä. getötet. Dies muss aber nicht sein, denn es gibt tierfreundliche Auswege, um unerwünschte Spinnen aus Wohnräumen zu entfernen. So kann man zum Beispiel einen Becher und ein Stück festes Papier dazu verwenden, die Spinne einzufangen und – zum Beispiel an einem Schuppen oder Baum - auszusetzen. Es gibt aber auch Spinnenfänger zu kaufen, die es ermöglichen, die Spinne aus bis zu 70 cm Entfernung einzufangen – so muss man nicht mal wirklich nahe an das Tier heran! Dabei verirren Spinnen sich eher in unsere Häuser, als das sie diese gezielt aufsuchen. Sie sind nicht ans Leben in Häusern angepasst und sterben spätestens, wenn man zu heizen beginnt; dann sinkt die Luftfeuchtigkeit, und die Spinnen vertrocknen.

 

„Es hat bestimmt schon fast jeder von der Geschichte gehört, dass wir jährlich während des Schlafs diverse Spinnen herunter schlucken“ lacht Britta Raabe vom NABU Weserbergland „doch hierbei handelt es sich um eine typische, moderne Mythe.“ Spinnen sind Kaltblüter und nehmen Wärme effektiv mit den Haaren an ihren Füssen und Beinen wahr. Ein menschlicher Körper ist mit seinen 37 Grad Celsius für eine Spinne zu warm. Auch der menschliche Mund ist für eine Spinne somit kein attraktiver Rückzugsort, um sich dort zu verstecken – von der dort herrschenden Feuchtigkeit mal abgesehen. Spinnen sind im allgemeinen nicht aggressiv, sodass die Wahrscheinlichkeit eines Spinnenbisses sehr klein ist. Sie flüchten eher, als dass sie mit einem Menschen auf Konfrontationskurs gehen. Die große Mehrheit der Spinnen ist körperlich auch nicht in der Lage, durch die menschliche Haut zu beißen. Obwohl es hierzulande nicht wirklich giftige und gefährliche Spinnen gibt, gibt es einige Arten, die durchaus gemeine Bisse austeilen können, wie der Große Asseljäger und die Wasserspinne. In 99% der Fälle ist ein Bienenstich jedoch schmerzhafter als der Biss einer Spinne. Der Juckreiz eines Spinnenstichs verschwindet in der Regel bereits nach ca. 30 Minuten wieder.

 

„Wer einen kleinen Holzstapel, einen Steinhaufen oder einige abgeblühte Stauden im Garten stehen lässt, kann Spinnen leicht einen Lebensraum schaffen und reguliert so auf natürliche Weise die Insektenfauna“, weiß die Leiterin der Regionalgeschäftsstelle zu berichten. Eine unterhaltsame Spinnenbroschüre, die über Biologie, Ökologie und Geschichte berichtet, ist unter 05724-399 35 35 beim NABU anforderbar.

 

INFOBOX:

 

Schwarzgelb gestreift, kopfüber im Netz: Die Wespenspinne im Porträt

Von Süden kommend hat sich die Wespenspinne in den letzten Jahrzehnten über fast ganz Deutschland verbreitet. Die Wespenspinne hängt ihr Netz relativ bodennah auf und fängt dort in erster Linie größere, springende Beutetiere.

 

Auffällige Art
Seit einigen Jahren breitet sich die auffällige, große Spinnenart in Schleswig-Holstein aus. Da die Verbreitungsgrenze nordwärts verschoben wird, mag der Gedanke an einen Zusammenhang mit der Klimaerwärmung nahe liegen. Wie sich die Wespenspinne als Neubürger in die heimische Fauna integrieren wird, muss die Zukunft erweisen. Das Weibchen der Wespenspinne erreicht eine Körperlänge von 14 bis 17 mm. Wegen der gelben, schwarzen und weißen Querbänderung ihres Hinterleibes wird sie als Wespenspinne oder Zebraspinne bezeichnet.


Ausbreitung in Mittel- und Nordeuropa
Das Verbreitungsgebiet der Wespenspinne reicht vom Mittelmeerraum bis an die asiatische Pazifikküste. Um 1900 bestanden in Deutschland nur zwei Vorkommen im Oberrheingraben mit unterem Maintal und bei Berlin. Möglicherweise war zumindest das Berliner Vorkommen ein Relikt aus der nacheiszeitlichen Wärmeperiode. Von diesen beiden "Wärmeinseln" breitete sich die Spinne im Laufe des 20. Jahrhunderts überwiegend durch Windverdriftung der Jungspinnen weiter aus. Die Berliner Population besiedelte nach 1920 Polen und Ostdeutschland. Nordwärts hat die Wespenspinne im Jahre 1989 die schwedische Insel Gotland und auf dem Festland nahezu die Höhe von Stockholm erreicht. In Dänemark wurde die Wespenspinne nach 1992 nördlich von Kopenhagen, sowie auf mehreren Inseln gefunden. Aus dem Norden Jütlands wurde sie 2001 und in Norwegen erstmals 2004 etwa 100 km südlich von Oslo gemeldet. Vom Oberrhein her dehnte sich das Vorkommen entlang des Maintals ab 1953 ostwärts bis ins Inntal und nach München aus. Ab 1930 breitete sich diese Population der Wespenspinne auch weiter nordwärts aus und erreichte nach 1950 den Kölner Raum und das südliche Niedersachsen. Über Frankreich und Belgien erreichte sie die Niederlande und überwand von dort aus 1922 den Ärmelkanal.

 

Ausbreitung in Schleswig-Holstein
Die Wespenspinne ist nach derzeitiger Kenntnis erstmals Anfang der 1970er Jahre von Osten her bis nach Schleswig-Holstein vorgedrungen. Zu dieser Zeit wurde sie bei Mölln (heute u. a. NSG Büchener Sander), auf dem Bottsand und bei Krumstedt beobachtet. Ende der 1980er Jahre wurde die Wespenspinne verstärkt in Schleswig-Holstein beobachtet, so in Lensterstrand, am Barkauer See und in der Schaalsee-Region. Innerhalb des Östlichen Hügellands ist sie in den letzten Jahren im Nordwesten bis in den Raum Flensburg vorgedrungen. Auch das NSG Krummsteert-Sulsdorfer Wiek auf Fehmarn ist besiedelt. Nach 1996 wurde sie weiter westlich gefunden, so bei Henstedt-Ulzburg, Bornhöved, Reesdorf, Westensee, Fleckeby, Selk, Schülp bei Rendsburg, Aukrug-Böken, Arpsdorf, Kölln-Reisiek, Tornesch-Ahrenlohe und Seester. Besonders bemerkenswert ist der Nachweis mehrerer Weibchen und Eikokons in den Küstendünen der Nordseeinsel Trischen im Jahre 2005. Auch das NSG Wöhrdener Loch im Meldorfer Speicherkoog hat sie in 2006 erreicht. Ob die Spinne im Kreis Nordfriesland auftritt, ist nicht bekannt. Aus Schleswig-Holstein liegen für den Zeitraum 1970 bis 2006 über 173 Fundortmeldungen der Wespenspinne vor.

Lebensraum
Alle Flächen, die im Laufe des Sommers gemäht werden oder dicht bewaldet sind, eignen sich nicht für das Fortbestehen der Wespenspinne. Besonders günstige Lebensraumeigenschaften bieten ihr die punktuell vorkommenden extensiv und nicht genutzten Flächen, die zugleich relativ Wärme begünstigt sind. Dabei wurde die Wespenspinne in Ruderalfluren, auf Trockenrasen und Sandheiden, auf extensiv genutzten trockenen bis frischen Grünlandflächen und in feuchten Hochstaudenfluren beobachtet. Für die an ihrem Seidenfaden einschwebenden Jungspinnen ist die Wahrscheinlichkeit außerordentlich gering, auf einer dieser kleinen "Inseln" zu landen.

 

 Das Netz
Zum Aufhängen der Netze und Kokons bevorzugen Wespenspinnen besonnte Vegetation aus Gräsern, Kräutern oder niedrigen Sträuchern mit stabilen pflanzlichen Vertikalstrukturen. Bestände des Besenginsters bieten der Wespenspinne offensichtlich besonders günstige Bedingungen. Das Netz der Wespenspinne gleicht in der Größe und im Aussehen zunächst dem einer Kreuzspinne. Während die Kreuzspinnen ihre Netze in Höhen bis zwei Meter hängen, findet man die Netze der Wespenspinne stets unter einem Meter Höhe. Das fertige Netz der Wespenspinne zeigt in der Mitte in den meisten Fällen eine verdichtete Gespinstlage mit einem vertikal verlaufenden Zick-Zack-Muster von weißen Spinnweben, das als "Stabiliment" bezeichnet wird. Im Gegensatz zur Kreuzspinne baut die Wespenspinne kein Versteck, in das sie sich zurückzieht, sondern sie sitzt mit ihrem auffälligen Rückenmuster auf dem Stabiliment mitten im Netz und wartet, dass sich Insekten verfangen.

 

Nahrung
Die Beute der ausgewachsenen Wespenspinnen besteht überwiegend aus Feldheuschrecken. Als neues Faunenelement könnte die Wespenspinne in Nahrungskonkurrenz zu anderen Radnetzspinnen treten. Dies ist aber offenbar kaum der Fall. Die Wespenspinne hängt ihr Netz relativ bodennah auf und fängt dort in erster Linie größere, springende Beutetiere. Dagegen bevorzugen die häufigen Kreuzspinnenarten die offeneren oberen Etagen der Vegetationsspitzen und erbeuten dort vor allem kleinere fliegende und vom Wind verdriftete Insekten.

Fortpflanzung
Die gegenüber den Weibchen recht kleinen Männchen begeben sich, beständig artspezifisch an den Fäden zupfend, auf die Peripherie des von einem Weibchen besetzten Netzes, um schließlich mit ihm zu kopulieren. Bei etwa 80 % der Kopulationen wird das Männchen anschließend vom Weibchen als Beute behandelt ("Sexualkannibalismus"). Ab Mitte August verlassen die Weibchen ihr Netz und umspinnen, zumeist nur wenige Dezimeter entfernt, in der dichteren Vegetation ein Gelege von etwa 300 Eiern mit einer festen Hülle. Diese Kokons sind oftmals recht frei und auffällig installiert. Sie sehen krugförmig aus und fallen durch ihre Größe und hellbeige Farbe auf. Die Abmessungen liegen bei 11,5 bis 27,5 mm Breite und bei 12,3 bis 32 mm Höhe. Kurz nach Fertigstellung des Kokons stirbt das Weibchen ab. Die Jungspinnen überwintern im Eikokon. Bereits nach wenigen Wochen der Ruhe schlüpfen die ersten Jungspinnen aus den Eiern. Im Mai jeden Jahres verlassen die winzigen jungen Wespenspinnen ihre Kokons, in denen sie den Unbilden des Winters trotzen konnten. Dann krabbeln sie bei ihnen zusagender Witterung ohne Verzug auf die nächststehenden Halmspitzen. Dort geben sie einen Spinnfaden ab, mit dem sie sich forttragen lassen ("Altweibersommer"). Bis zum Sommer machen sie zahlreiche weitere Häutungen durch und erhalten ihre charakteristische Tracht mit den gelben, schwarzen und weißen Querstreifen auf dem Hinterleib.

 

Sind noch höhere Pflanzenteile im Wege, verfängt sich der Faden daran. Die Spinnen erklettern die höhere Spitze und machen einen neuen Startversuch. Auch von ihrem "Hochtrapez" aus versuchen sie den Abflug. Ist die Thermik stark genug, nimmt die Fahrt ins Ungewisse ihren Lauf. Die gesamte Besatzung eines Eikokons entschwindet innerhalb einer halben Stunde in die Lüfte. Unter günstigen Bedingungen mögen die Spinnen dann fünf Meter, vielleicht aber auch fünfhundert Kilometer weit verdriften. Der Ort der Landung wird von den Luftströmungen bestimmt. Sogleich nach der Landung beginnen die Spinnen mit dem Bau eines Fangnetzes. In den Wochen nach einer erfolgreichen Landung durchlaufen die Jungspinnen 9 bis 12 Häutungen bis zur Geschlechtsreife im Juli. Sollte einer Spinne die Landung an einem zusagenden Ort gelungen sein, so fehlt zur dauerhaften Besiedlung immer noch das andere Geschlecht.

Quelle:
www.schleswig-holstein.nabu.de/tiere-und-pflanzen/spinnen 

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Britta Raabe
Regionalgeschäftsstellenleitung  I  V.i.s.d.P.
NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland
Bergamtstraße 12, 31683 Obernkirchen   I  Tel.: 05724 – 399 35 35  I  E-Mail: britta.raabe@nabu-weserbergland.de 

NABU Landesverband Niedersachsen e.V., Alleestr. 36, 30167 Hannover

Vereinssitz Hannover  I   Vereinsregister VR 4635, Amtsgericht Hannover  I  Vorstandsvorsitzender Dr. Holger Buschmann


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 16 am 11.9.2020

Umwelt und Natur 

Gärten naturnah(er) gestalten – Wälder erkunden

NABU Kreisverband Hildesheim bietet zwei weitere Naturerlebnistermine im September an

 

Donnerstag, 24. September 2020, 19 Uhr

VHS Kurs: Gestaltung von Naturgärten – NABU Bildvortrag

Am 24. September um 19 Uhr sind alle eingeladen, die sich für das Thema Naturgarten interessieren: in einem Bildvortrag zeigt der NABU Hildesheim Vorschläge einer entsprechenden Gartengestaltung und wie es die AG Naturgarten im eigenen Garten bereits umsetzt. Der Austausch von Interessen und Erfahrungen, Wünschen und Ideen ist dabei ausdrücklich erwünscht! Referenten des Vortrages sind Aggi Galle und Susanne Engel von der NABU Naturgarten AG. Eine vorherige Anmeldung bei der VHS Hildesheim unter der Kursnummer 013215M ist erforderlich. Die Kosten pro Person belaufen sich auf 4 €. Veranstaltungsort ist die VHS Hildesheim, Am Pfaffenstieg 4-5, Raum 215. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, bitte anmelden.

 

Samstag, 26. September 2020, 11 bis 14 Uhr
Walderkundung - Mit der NAJU Hildesheim unterwegs

Am Samstag, den 26. September zwischen 11 und 14 Uhr, startet eine Aktion der NAJU Hildesheim für Kinder zwischen 5 und 12 Jahren. Gemeinsam geht es auf Erkundungstour in den frühherbstlichen Wald. Dort gibt es immer etwas zu entdecken und Spannendes über die dort lebenden Pflanzen und Tiere zu erfahren. Interessierte Kinder können sich überraschen lassen, was sie auf diesem Streifzug durch die heimische Natur erwartet. Ein Mittagsimbiss sollte dabei von zuhause mitgebracht werden. Nach einer Anmeldung unter naju-hildesheim@web.de treffen sich neugierige kleine Naturliebhaber*innen vor dem Haupteingang der Universität Hildesheim, Universitätsplatz 1.


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 15 am 27.8.2020

Umwelt und Natur / Naturerlebnistermine

 Schleiereulen erleben, Naturgarten gestalten, im Leinetal wandern  & Wildbienen erkennen

Umwelt und Natur mit dem Naturschutzbund Hildesheim erleben ist wieder möglich / neue Termine im September

 

Dienstag, 8. September 19 Uhr

Was fressen Waldkauz, Uhu und Co in Hildesheim? - Einladung zum Vortrag „Nahrungszusammensetzung verschiedener Eulenarten und die Kleinsäugernachweise im Hildesheimer Raum“

Maxi Sophia Weber beschäftigt sich in ihrer Bachelorarbeit mit der Nahrungsökologie vier heimischer Eulenarten – der des Waldkauzes, der Waldohreule, des Uhus und der Schleiereule. Durch die bewährte Methode der Gewölleuntersuchung können nicht nur die verschiedenen Bestandteile der Nahrung sondern auch wichtige Kleinsäugernachweise im Hildesheimer Raum geliefert werden. Hierzu lädt sie Interessierte am 08.09.2020 um 19 Uhr zu einem entsprechenden Vortrag im Gymnasium Josephinum am Domhof 7 in Hildesheim ein. Eulenfans müssen sich bis zum 01.09.2020 unter der Nummer 0174 1796170 oder per E-Mail unter maxisophia.weber@gmx.de zur Veranstaltung anmelden. Wenig Plätze sind noch frei!

 

Samstag, 12. September, 14 Uhr / NABU stellt Wildbienen in unseren Gärten und Grünanlagen vor

Bei einer Führung am 12. September ab 14 Uhr stellt der NABU Wildbienenexperte Hubert Ingelmann jahreszeitlich noch aktive Wildbienenarten vor, die in unseren Gärten vorkommen können. Dabei gibt er Interessierten Hinweise zur bienenfreundlichen Gestaltung von Grünflächen und Tipps für den Bau von Nisthilfen. Jede*r kann auf dem eigenen Grundstück oder sogar auf dem Balkon viel für die Artenvielfalt tun. Wer an der Veranstaltung teilnehmen möchte, meldet sich mit der Kursnummer 13217M über die Volkshochschule (VHS) ganz einfach an. Die maximale Teilnehmerzahl ist auf 12 beschränkt. Es entsteht ein Kostenbeitrag von 4 € pro Person. Treffpunkt für die Führung ist die Friedhofskapelle des ev. Friedhofs im Bockfeld Moritzberg.

 

Sonntag, 13. September, 10 Uhr / Leinetalwanderung von Burgstemmen bis Gronau mit NABU und Naturschutzverein Gronau

Am Sonntag, den 13. September, ab 10 Uhr bieten der Naturschutzverein Gronau und der NABU eine gemeinsame Leinetalwanderung von Burgstemmen bis Gronau an. Naturliebhaber*innen erhalten dabei viele interessante Informationen über die Flora und Fauna am Wegesrand und haben die Möglichkeit, entsprechende Fragen zu stellen. Eine Anmeldung ist notwendig, sie kann per Mail bei Michael Piepho unter mp-elektra@t-online.de oder bei Uwe Jauss unter Uwe.Jauss@gmx.net oder telefonisch unter 0177 – 7230934 erfolgen. Der Treffpunkt für die Wanderung ist der Parkplatz Leine in Burgstemmen.

 

Freitag, 18. September, 19 Uhr / NABU AG: Schleiereulen im Landkreis Hildesheim

Um die Eulen mit dem herzförmigen Gesicht kümmert sich seit 2018 die Arbeitsgemeinschaft Eulenschutz des NABU Hildesheim. Was bisher erreicht wurde und welche Aktivitäten auch weiterhin erforderlich bleiben, um den Schleiereulen einen Lebensraum in unserer Region zu bieten? Darüber informiert der NABU Hildesheim am 18. September ab 19 Uhr in einem interessanten Bildvortrag. Vortragende ist Angelika Krueger, die Leiterin der Eulenschutz AG. Eine Anmeldung ist im Vorfeld erforderlich und kann per Mail unter angelika.kru@arcor.de oder telefonisch unter 0160 – 6921435 erfolgen. Die Veranstaltung findet unter den aktuell gültigen Abstands- und Hygieneregeln im Seminarraum des Gemeinschaftshauses der Stadt Hildesheim in der Steingrube 19A statt. 

 

Samstag, 19. September, 14 Uhr / Führung durch den Projekt-Naturgarten beim Kleingartenverein „Gartenfreunde Berggarten e. V.“ - VHS Kurs

Am Samstag, den 19. September ab 14 Uhr, informiert der NABU über den Projekt-Naturgarten im Kleingartenverein „Gartenfreunde Berggarten e. V.“

Auf einer Fläche von 1200 qm hat der Verein im Laufe der letzten Jahre den Projektgarten mit den Schwerpunkten „Streuobstwiese“, „Themenbeet“ und „Wildbienenförderung“ gestaltet. Experten informieren an diesem Tag über alle Details und geben Tipps und Hinweise auf eigene Möglichkeiten. Interessierte Gartenliebhaber*innen können sich bei der VHS über die Kursnummer 013214M anmelden. Die maximale Teilnehmerzahl beträgt 12 Personen, es wird ein Kostenbeitrag von 4,-€ pro Person erhoben. Treffpunkt für die Veranstaltung ist der Projektgarten Im Bockfelde 44-45, Gartennummer 105/106 (Mittel- bzw. Rosenweg in nordwestlicher Richtung der Kleingartenanlage).

  • Um Anmeldung wir bei allen Veranstaltungen gebeten
  • Alle Versanstaltungen finden unter Einhaltung der aktuellen Corona-Bestimmungen statt
  • www.nabu-hildesheim.de

Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 14 am 9.7.2020


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 13 am 9.7.2020


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 12 am 4.6.2020

Umwelt und Natur  / Vögel

Rekord: so viele Vögelzähler wie noch nie

 

NABU meldet 18.000 teilnehmer bei der „Stunde der Gartenvögel“ / Rückgang der Blaumeisen durch Bakterium   

 

Weserbergland – Bei der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“, die vom 8. bis 10. Mai stattfand, wurde der bisherige Teilnehmerrekord der Aktion aus dem Vorjahr in Niedersachsen fast verdoppelt. „Etwa 18.000 Menschen haben Zählergebnisse von 12.630 Gärten, Parks oder von Balkons und Fenstern übermittelt. 2019 hatten gut 9.670 Leute mitgemacht“, freut sich Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen. „Sicherlich hat der Corona-Shutdown zu einem verstärkten Interesse für die Natur vor der Haustür und damit zu den hohen Mitmach-Zahlen geführt. Wir wünschen uns, dass die vielen Erst-Teilnehmer auch in Zukunft wieder mitzählen und wir noch mehr Menschen für den Schutz der Natur in unserem unmittelbaren Lebensumfeld begeistern können.“ Auch deutschlandweit haben sich dieses Jahr so viele Vogelzähler wie noch nie an der Aktion beteiligt. Insgesamt gingen aus 108.000 Gärten, Parks oder Balkonen Meldungen von über 161.000 Menschen ein – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr.

 

Besonders im Fokus stand die Blaumeise. Im März und April wurden auffällig viele an Krankheit verstorbene Vögel dieser Art gemeldet. Über ein Online-Formular sammelt der NABU diese Hinweise. Bis heute gingen darüber bundesweit über 21.000 Meldungen mit knapp 40.000 betroffenen Vögeln ein. Das vogelspezifische Bakterium Suttonella ornithocola konnte als Auslöser dieser Epidemie identifiziert werden.

 

„Bundesweit betrachtet sind 22 Prozent weniger Blaumeisen pro Garten gemeldet worden“, berichtet Wohlers. In Niedersachsen fällt der Rückgang mit minus 14 Prozent zwar geringer aus (2,06 Vögel pro Garten), aber auch hier ist dies mit Abstand der niedrigste Wert seit Beginn der Zählungen.

 

Um das Blaumeisensterben als Ursache des Rückgangs zu identifizieren, haben die Forscher für jeden Postleitzahlbereich die Veränderungen der Blaumeisenzahlen mit der Anzahl der Meldungen kranker Meisen korreliert. Es ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang: „Je mehr Berichte toter Meisen, desto größer waren dort auch die Bestandsrückgänge“, so Rüdiger Wohlers. „In Gebieten ohne Totfundmeldungen gab es im Mittel auch keinen Rückgang. Es kann daher sicher davon ausgegangen werden, dass das diesjährige Blaumeisensterben mindestens einen Teil des beobachteten Rückgangs erklärt.“

 

Es bleibe die Hoffnung, dass sich die überlebenden Blaumeisen zur jetzigen Brutzeit gut vermehrten, um die Verluste möglichst schnell wieder auszugleichen. „Vogel-  und insektenfreundliche Gärten mit vielen Laubbäumen und Blütenpflanzen helfen ihnen dabei sehr“, so Wohlers.

 

Im Durchschnitt wurden in Niedersachsen in diesem Jahr innerhalb einer Stunde knapp 33 Vogelindividuen beobachtet. Die Top drei der häufigsten Vögel im Garten bleibt unverändert: Auf Platz eins liegt der Haussperling (5,08 Vögel/Garten), gefolgt von Amsel (3,24) und Kohlmeise (2,6). Auf Platz vier liegt trotz Rückgang die Blaumeise (2,06), Platz fünf belegt der Star mit 2,02 Beobachtungen pro Garten. Für alle fünf Arten ist dennoch ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Bundesweit setzt sich die Top fünf aus Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Star und Feldsperling zusammen.

 

Große Verlierer dieses Jahres sind – sowohl bundes- als auch landesweit – neben der Blaumeise auch der Star und, wie schon in den Vorjahren, der Grünfink. Bei den größten Sorgenkindern unter den Siedlungsvögeln, Mehlschwalbe und Mauersegler wiederholten sich die katastrophalen Ergebnisse der Vorjahres zum Glück nicht, aber sie sind weiter weit entfernt von früheren Bestandszahlen. Zu den Gewinnern zählt unter anderem die Ringeltaube, auch beim Eichelhäher ist kein Ende des zunehmenden Trends in Sicht.

 

Detaillierte Ergebnisse sind auf Bundes-, Landes- und Landkreisebene auf www.stundedergartenvoegel.de abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden. Die nächste Vogelzählung, die „Stunde der Wintervögel“ steht vom 8. bis 10. Januar 2021 an. 

 

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Britta Raabe
Regionalgeschäftsstellenleitung  I  V.i.s.d.P.


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 11 am 22.5.2020

Umwelt und Natur 

 

„Artenvielfalt ist unsere Lebensgrundlage“

 

Aktionsgruppe Hildesheim fordert intakte Ökosysteme auch vor Ort

 Hildesheim - Zum Internationalen Tag der Erhaltung der Artenvielfalt am Freitag, den 22. Mai erinnert Dieter Goy von der örtlichen Aktionsgruppe des niedersächsischen Volksbegehrens Artenvielfalt an den Wert einer intakten Natur und fordert ein Umdenken vor allem in der Landwirtschaft.

 

Wie auch im kürzlich von Bundesumweltministerin Svenja Schulze und der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel, vorgestellten „Bericht zur Lage der Natur“ ist die Natur in Deutschland in keinem guten Zustand. Vor allem die Landwirtschaft mit ihrem zunehmenden Anteil an Monokulturen und hohem Pestizideinsatz sei verantwortlich für den immer weiter schwindenden Lebensraum für Insekten und Vögel. Schmetterlinge, Bienen, Käfer und andere Insektenarten und Vögel wie Kiebitz und Rebhuhn sind auf blütenreiche Wiesen und Weiden angewiesen – die es mit der intensiven Landwirtschaft immer seltener gebe.

 

„Wir müssen aber nicht tatenlos zusehen. Das Volksbegehren Artenvielfalt.Jetzt! will Tier- und Pflanzenarten in Niedersachsen besser schützen und hat dazu ein Gesetz vorgelegt für mehr Natur- und Artenschutz. Denn nur mit gesetzlichen Regelungen wird sich auch etwas ändern. Ab Anfang Juni geht es los, dann werden wir auch hier vor Ort Unterschriften sammeln“, sagt Goy. Besonders wichtig sei ein Umdenken bei der Produktion unserer Nahrungsmittel – weg von der industriellen Großproduktion hin zu mehr Ökolandbau. „Es braucht mehr Vielfalt in der Landschaft mit mehr Hecken, Blühflächen und Feldgehölzen sowie breiteren Gewässerrandstreifen, auf denen nicht gedüngt oder gespritzt werden darf, denn es gilt, nachhaltiges Bewirtschaften zu fördern, Umweltmaßnahmen in der Landwirtschaft muss belohnt werden und bei Nutzungseinschränkungen auch finanziell entschädigt werden.“ Ein wichtiger Baustein sei hier die auch von der Umweltministerin genannte EU-Agrarförderung, die gerade neu verhandelt wird. „Hier muss die Politik jetzt die Weichen richtig stellen – für mehr Natur- und Artenschutz.“

 

Britta Raabe
Regionalgeschäftsstellenleitung  I  V.i.s.d.P.


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 10 am 19.5.2020


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 09 am 4.5.2020

Umwelt und Natur 

Am Muttertagswochende Vögel

 Stunde der Gartenvögel vom 8. bis 10.Mai  / Ornithologen des NABU die neuen Gartenvogeldaten mit Spannung und Sorge   

 

Weserbergland - Amsel, Drossel, Fink und Star - die „Stunde der Gartenvögel“ ist wieder da! Vom 8. bis 10. Mai werden in ganz Deutschland Vögel gezählt. In diesem Jahr erwarten die Ornithologen des NABU die neuen Gartenvogeldaten mit Spannung und Sorge.

 

Die Aktion hatte in den vergangenen Jahren starke Teilnehmerzuwächse zu verzeichnen. Im vergangenen Jahr hatten über 76.000 Vogelfreunde bei der Stunde der Gartenvögel mitgemacht und Beobachtungszahlen aus fast 52.000 Gärten gemeldet. „Gemeinsam mit der Schwesteraktion, der „Stunde der Wintervögel“ handelt es sich damit um Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmach-Aktion“ sagt Britta Raabe, die die NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland leitet.

 

Je mehr Menschen teilnehmen, umso aussagekräftiger sind die gewonnenen Ergebnisse. In diesem Jahr erwarten die Ornithologen des NABU die neuen Gartenvogeldaten mit besonderer Spannung und Sorge. Eine der häufigsten und beliebtesten Arten, die Blaumeise, ist derzeit in Teilen der Republik durch ein auffälliges Massensterben aufgrund einer bisher unbekannten Krankheit bedroht. Innerhalb von nur sechs Tagen über das Osterwochenende haben wir bereits 10.000 Meldungen mit etwa 20.000 toten oder kranken Meisen erhalten. Die kommende Zählung im Mai wird Auskunft darüber geben, ob sich dies in den Bestandstrends der Blaumeisen in den besonders betroffenen Gebieten widerspiegelt.

„Viele Menschen haben in den letzten Wochen während der Ausgangsbeschränkungen den Wert der Natur vor Ihrer Haustür wieder neu schätzen gelernt. Gartenvögel wie bei Blaumeise haben dabei in diesem Frühling sicherlich deutlich mehr Aufmerksamkeit erfahren als in anderen Jahren.“ Raabe hofft, dass sich dies in einer besonders regen Beteiligung an der Vogelzählung niederschlägt. Wer mehr Natur in seinem Umfeld erleben und Gartenvögeln helfen möchte, sollte seinen Hof oder Garten zum Mini-Naturschutzgebiet machen. Sie rat anrufenden Naturfreunden: „schauen Sie auch nach den Tipps für einen vogelfreundlichen Garten.“

 

Angebot für Schulen & Kinder

Für kleine Vogelexperten hat die NAJU die „Schulstunde der Gartenvögel“ (4. bis 8. Mai) ins Leben gerufen. Weitere Informationen dazu unter www.NAJU.de/sdg. Ausmalbilder zum Download finden Sie unter www.stundedergartenvoegel.de/#kinder

So funktioniert die Teilnahme - Jeder kann mitmachen!

 

„Zählen Sie eine Stunde lang Vögel – egal ob im Garten, vom Balkon aus, oder im benachbarten Park. Notieren Sie die höchste Anzahl von jeder Art, die Sie gleichzeitig sehen. So werden Vögel, die wegflattern und wiederkommen, nicht doppelt gezählt“ erklärt die Leiterin der Geschäftsstelle.

 

So wird gemeldet

  • Per Online-Formular – Melden Sie Ihre Beobachtungen nach Möglichkeit online. Auf diese Weise können die Daten schnell und kostengünstig erfasst und ausgewertet werden. Das spart Kosten und Sie nehmen gleichzeitig an einer Sonderverlosung teil.
  • Per App "Vogelwelt" - Laden Sie sich die kostenlose NABU-App herunter und senden Sie Ihre Beobachtungen aus der App heraus. Bitte beachten Sie: Die Daten werden auch hier einfach über die PLZ verortet.
  • Per Meldecoupon – Übertragen Sie Ihre Beobachtungen auf den Mitmach-Coupon Ihres NABU-Faltblattes, frankieren ihn ausreichend und senden ihn an die angegebene Adresse. Bitte nicht den Zählbogen einsenden!
  • Per Telefon – Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1157-115 werden Ihre Daten am 9. Mai von 10 bis 18 Uhr auch direkt entgegengenommen. Bitte beachten: Aufgrund der beständig gesunkenen Anrufzahlen bei der Telefonhotline ist diese nur noch am Samstag geschaltet.
  • Auch in der NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland werden unter 05724 – 399 41 18 ihre Zählungen entgegen genommen.
  • Melden Sie Ihre Beobachtungen rechtzeitig! Meldeschluss zur Teilnahme ist der 18. Mai 2020.
  • NABU-App „Vogelwelt“ -  einzigartige freigestellte Fotos & Bestimmungfunktion

 

Die NABU-Vogelwelt ist die kostenlose App für Vogelliebhaber und alle anderen, denen der Schutz unserer Natur mit ihrer Vielfalt am Herzen liegt. Mit vielen praktischen Funktionen und ausführlichen Artenportraits ist sie ein ideales Werkzeug, um sich über die heimische Vogelwelt zu informieren und selber Vögel zu bestimmen, zu registrieren und zu melden. Über 1.000 freigestellte Fotos von 308 Arten in ihren typischen Federkleidern machen diese App einzigartig! Wichtigste Funktionen sind Bestimmen, Vergleichen und Melden. Vogelstimmen und Videos können zur kostenlosen Basisversion hinzugekauft werden. Erhältlich für iOS und Android.

 

Die Basis-Version der App kann durch In-App-Käufe erweitert werden: Dazu gehören alle Vogelstimmen, Fotos von den Eiern sowie Video-Sequenzen, die das typische Verhalten der Vögel in ihrer natürlichen Umgebung zeigen. Dank der Erlöse für diese Erweiterungen kann die App mit ihren Grundfunktionen kostenlos angeboten werden. Ein weiterer Teil der Erlöse der In-App-Käufe fließt in die Arbeit des NABU für den Schutz der Natur und insbesondere der heimischen Vogelwelt.

 

Update zum Blaumeisensterben

 

Bis zum 28. April sind beim NABU bereits über 17.000 Meldungen – also Verdachtsfälle kranker und toter Vögel – meist Blaumeisen – eingegangen. Laut den eingegangen Meldungen sind etwa 32.000 Vögel betroffen.

Eine gute Nachricht gibt es immerhin für die Blaumeisen: Die Zahl der pro Tag gefundenen Vögel geht inzwischen deutlich zurück, obwohl die Bürger*innen über die Medien weiter zur Meldung aufgerufen werden. Wurden am Spitzentag, Karfreitag, den 10. April, in fast 1200 Fällen tote Meisen gefunden, sind es derzeit nur noch knapp 200 Verdachtsfälle pro Tag. Vergangene kleinere Ausbrüche von Suttonella ornithocola-Infektionen dauerten nie länger als bis Ende April.

 

Nicht nur die Meldeaktivität der Vogelfreund*innen im Land ist bemerkenswert: Bei unseren Kooperationspartnern Bernhard-Nocht-Institut (BNI) und Leibniz Institut für Wildtierforschung (IZW) sind inzwischen bereits über 420 verendete Vögel zur Untersuchung eingegangen. Auch hier wurde inzwischen das Bakterium Suttonella ornithocola als Auslöser des Blaumeisensterbens bestätigt. Pro Woche können jedoch nur zehn Vögel untersucht werden, so dass sich die Untersuchungen noch längere Zeit hinziehen werden. Viele weitere Vögel gingen zur Untersuchung an die staatlichen Veterinärämter. Dort wurde nach NABU-Informationen S. ornithocola bis heute bei mind. 30 Meisen nachgewiesen, nämlich aus acht Landkreisen aus Hessen, den Landkreisen Diepholz und Ammerland in Niedersachsen, dem Landkreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen und aus dem Landkreis Teltow-Fläming in Brandenburg.

Die Labore berichten von einem sehr guten Erhaltungszustand der eingesandten toten Vögel, die sich gut zur Untersuchung eignen. Dafür danken wir ganz herzlich allen Einsendern, die auch die Kosten und Mühen des Versands nicht scheuen.

Die höchsten Melderaten von Verdachtsfällen gibt es aus Rheinland-Pfalz, gefolgt von Saarland, Hessen und Niedersachsen. Auch Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Bremen gehören zu den betroffenen Gebieten. Damit ergibt sich der Westen und Nordwesten des Landes als Kerngebiet der Epidemie. Unklar ist noch die Lage in den anderen Bundesländern, aus denen weniger Fälle gemeldet werden: Der laborbestätigte Fall aus Brandenburg zeigt, dass Suttonella auch in Landkreisen mit einer sehr geringen Zahl an gemeldeten Verdachtsfällen bereits vorkommen kann. Außerhalb Deutschlands setzt sich das aktuelle Blaumeisensterben auch in Luxemburg, Belgien und im Osten Frankreichs fort.

 


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 08 am 9.4.2020


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 07 am 9.4.2020


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 06 am 8.4.2020


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 05 am 17.3.2020

Umwelt und Natur erleben 

 

Wildbienen sind anders als Honigbienen – aber wie leben sie eigentlich?

 

Tipps für eine Insektenoase in Garten und auf dem Balkon / „Majas wilde Schwestern“ fördern und schützen

 

Weserbergland – In Deutschland leben etwa 600 Wildbienenarten – doch die Hälfte aller heimischen Arten stehen auf der roten Liste gefährdeter Tierarten. Einige von Ihnen sind bereits ausgestorben oder unmittelbar vom Aussterben bedroht. Wildbienenschutz und Insektenschwund ist daher zu Recht in aller Munde, denn im Gegensatz zu Vögeln und Kleinsäugern können die meisten Insekten kein Jahr warten, um Nachwuchs zu produzieren. Ihr Lebenszyklus beträgt oft nur wenige Monate oder gar Wochen im Jahr. Sie sterben, bevor sie eine Chance haben, sich fortzupflanzen. Nicht nur daher sind sie gesetzlich geschützt und dürfen nicht gefangen oder beeinträchtigt werden. Ohne Frage muss sich in Landwirtschaft und Politik noch viel bewegen, um den Artenschwund zu bremsen und die Artenvielfalt zu erhalten.  Doch was kann der Einzelne angesichts einer solchen Mammutaufgabe tun?

 

In der NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland klingelt oft das Telefon und die Frage, was man selbst tun kann, ist der Leiterin nicht neu. „Viele Anrufer sind frustriert“ sagt Britta Raabe und freut sich daher besonders, wenn sie neben Aufklärung zur Lebensweise der kleinen Insekten auch mit praktischem Rat zur Seite stehen kann. „Wildbienen sind nicht etwa, wie man vielleicht erstmal annehmen könnte, entflohene Honigbienen“ klärt Raabe die Anrufer zunächst auf. Hinter dem Begriff „Wildbienen“ verbergen sich in Deutschland vielmehr etwa 560 Arten; auch die rund 40 Hummelarten gehören dazu. Weltweit gibt es sogar mehr als 16.000 Wildbienenarten!  Die meisten Wildbienen leben solitär, also auf sich allein gestellt - und nicht als Volk. Jedes Weibchen legt Eier und sorgt selbst für die Brut vor. Allen Wildbienen ist gemein, dass sie für ihre Ernährung auf Blüten angewiesen sind. Sie ernähren sich nicht nur als „erwachsene“ Tiere von Pollen und Nektar, sie versorgen auch ihre Brut damit. Daher sind Wildbienen effizientere Bestäuber als Tiere, die nur für den Eigenbedarf Blüten besuchen, wie zum Beispiel Schmetterlinge. Wildbienen sind aber nicht nur besonders wichtig für die Bestäubung unserer Obst- und Gemüsepflanzen, sondern auch für den Erhalt vieler Wildpflanzen.

 

Dagegen gehören zu den sogenannten staatenbildenden Wildbienen die meisten Hummelarten, welche in einjährigen Völkern leben.  Ihre besonders wirksame Arbeitsweise wird teilweise gezielt eingesetzt: die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) betäubt in vielen Gemüsebaubetrieben zum Beispiel Tomatenpflanzen. Die Honigbiene hingegen ist eine domestizierte Art, die vom Menschen schon lange als Honig- und Wachslieferantin genutzt wird – sozusagen ein nützliches Haustier.

 

Anders als Honigbienen oder Hummeln sind alle Solitärbienen vollkommen friedfertig: „sie stechen nur, wenn sie ihr Leben bedroht sehen, beispielsweise wenn man sie mit den Fingern drückt oder wenn man auf sie tritt“ führt Raabe aus. Ihre Stiche sind weitaus weniger schmerzhaft als die von Honigbienen oder Wespen. Da der Stachel nicht abreißt -und somit nicht in der Haut bleibt- und nur eine geringe Menge an Gift abgegeben wird, hinterlässt der Stich keine Schwellung. Und doch: längst nicht alle Wildbienen können stechen. So ist der Stachel beispielsweise bei Sandbienen viel zu schwach, um die menschliche Haut zu durchdringen. Bei vielen Arten ist der bedrohlich aussehende Stachel nur ein Legestachel, der zur Eiablage dient – und nicht zum Einspritzen von Gift.

 

Wildbiene sucht geeignete Nahrung

Wildbienen sind für ihre Ernährung auf Blüten angewiesen. Zum einen sammeln sie dort Nektar, den sie selbst als „Flugbenzin“ brauchen. Zum anderen sammeln sie Pollen, mit dem sie ihren Nachwuchs versorgen. „Wenn Sie die Nahrungssituation der Wildbienen verbessern wollen, müssen Sie nicht gleich eine Blumenwiese anlegen“ weiß die Naturschützerin. Auch die Ergänzung bestehender Beete und Rabatten durch geeignete Pflanzen erweitert das Blütenangebot. Einige Pflanzen lassen sich auch in Blumenkübeln oder -kästen kultivieren. Idealerweise sollte in einem wildbienenfreundlichen Garten von Frühjahr bis Herbst immer etwas blühen.

 

Biene sucht Bleibe

Die meisten Wildbienen leben solitär, also allein. Jedes befruchtete Weibchen sucht sich selbstständig einen Platz für die Eiablage. Einige Arten, wie beispielsweise die Mauerbienen, bevorzugen für ihre Kinderstube hohle Pflanzenstängel. Darin legen sie mehrere Brutzellen hintereinander an, in die jeweils ein Ei auf ein Gemisch aus Pollen und Nektar gelegt wird. Die einzelnen Brutzellen werden durch Zwischenwände aus Lehm, kleinen Steinchen oder Pflanzenfasern und Speichel voneinander getrennt. Die letzte Brutzelle ist zum Schutz vor Räubern immer leer, sie wird durch den Nestverschluss versiegelt. So legt ein Weibchen in seinem vier- bis sechswöchigen Leben 20 bis 40 Brutzellen an. Die Larven, die aus den Eiern schlüpfen, entwickeln sich in wenigen Wochen zu fertigen Bienen, die, je nach Art und Zeitpunkt im Jahr, entweder sofort ausfliegen oder in den Brutzellen überwintern und erst im nächsten Jahr das Nest verlassen. Daher müssen alle Insektennisthilfen über den Winter draußen bleiben, sonst würden die Tiere zu früh ausfliegen und auf Grund des Blütenmangels verhungern.

 

Auf vergleichbare Weise legen einige Arten ihre Brutzellen in Holz an, beispielsweise in alten Käferfraßgängen, so wie die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum). Manche Arten nagen sich ihre Nestgänge auch selbst in abgestorbenes Holz. Ursprünglich in den Uferabbrüchen natürlicher Flussläufe nisten die Steilwandbewohner. Einige von ihnen sind unsere Nachbarn geworden: Sie nutzen beispielweise mit Lehm verputztes Mauerwerk oder Fachwerkhäuser zum Nisten, so wie etwa die Gemeine Pelzbiene (Anthophora plumipes). Doch diese Strukturen werden leider immer seltener. In hartem Zementmörtel können Wildbienen keine Nestgänge anlegen. In unseren aufgeräumten Gärten -wie auch in der freien Landschaft- werden natürliche Elemente, die Wildbienen zum Nisten nutzen können, immer seltener: abgestorbene Pflanzenstängel werden umgehend beseitigt und Totholz hat in einem ‚ordentlichen Garten‘ auch nichts zu suchen. Mit ein wenig Hintergrundwissen können diese Strukturen aber als Nisthilfen nachempfunden werden. Wer Wildbienen Nistmöglichkeiten anbieten möchte, muss sich nicht gleich eine riesige Insektenwand in seinen Garten stellen. Auch kleinere Angebote werden gern angenommen. Doch nur ein Viertel der in Deutschland vorkommenden Bienenarten legt ihre Eier in Hohlräume, wie sie Insektenhotels anbieten.

 

Bienen im Boden

Etwa drei Viertel der in Deutschland vorkommenden Wildbienen nisten im Erdboden. Offene oder nur lückig bewachsene Flächen, auf die diese Arten angewiesen sind, werden jedoch immer seltener. Attraktives „Bauland“ sind für sie auch künstlich angelegte Strukturen, wie zum Beispiel Sandkästen, was manchmal zu Konflikten führen kann. Doch bei den im Boden nistenden Bienenarten handelt es sich zumeist um Solitärbienen, die genauso gefahrlos beobachtet werden können wie die Tiere an den Nisthilfen. So kann man sich ungefährdet selbst an Orten aufhalten, wo tausende von Weibchen auf engem Raum dicht beieinander nisten. Solche Strukturen kann man natürlich auch im eigenen Garten schaffen. Teilweise sind auch breite Fugen in gepflasterten Wegen für im Boden nistende Arten geeignet.

 

Wer keinen Platz für eine Sandfläche hat, kann auch Blumenkästen oder -töpfe mit Sand füllen. Egal, wie groß die Sandfläche werden soll: gewaschener Sand ist nicht geeignet, da ihm die Bindigkeit fehlt und gegrabene Gänge in ihm keine Standfestigkeit haben.

 

Ein Wort zu Wespen

Auch die Wespen gehören, so wie die Bienen, zur Ordnung der Hautflügler. Wer den Begriff „Wespe“ hört, denkt meistens an die aufdringlichen Gäste der sommerlichen Kaffeetafel. Derart kontaktfreudig sind allerdings nur zwei Arten der sozialen Faltenwespen, die Deutsche Wespe (Vespula germanica) und die Gewöhnliche Wespe (Vespula vulgaris). Darüber hinaus gibt es aber eine Vielzahl anderer Arten, die ebenfalls als „Wespe“ bezeichnet werden. Einige von ihnen freuen sich ebenfalls über unsere Nisthilfen, da sie die selben Strukturen zum Nisten nutzen wie Wildbienen. So legen beispielsweise auch einige Arten der Grabwespen und der solitären Faltenwespen ihre Eier in Hohlräume, wie sie etwa Bambusröhrchen bieten. Anstatt Pollen tragen Wespen -im Gegensatz zu Bienen- erbeutete Tiere wie zum Beispiel Larven anderer Insekten oder Blattläuse zur Verproviantierung ihres Nachwuchses ein. Ausnahmen bilden parasitoide Wespen: diese Tiere legen ihre Eier in die Nester anderer Arten, die Larven ernähren sich von den Wirtslarven. Auch diese Wespen sind absolut friedfertig und können gefahrlos beobachtet werden.

 

Naturnah gärtnern - nicht nur für Wildbienen

Wildbienen lassen sich relativ einfach im eigenen Garten fördern. Viele Nist- und Nahrungshabitate entstehen wie von allein durch eine hohe Strukturvielfalt. Dazu muss man seinen Kleingarten aber nicht völlig verwildern lassen: eine naturnahe Gartengestaltung kommt nicht nur Wildbienen zu Gute, auch andere Tiere profitieren davon. „Und der Gärtner kann sich entspannt zurücklehnen und eine Tasse des Lieblingsgetränkes in Ruhe zu sich nehmen, anstatt schon wieder aufzuräumen“ lacht Raabe. Wildbienen lassen sich am einfachsten fördern, den eigenen Garten nicht allzu sehr aufzuräumen und bestimmte Pflanzen, die wir gern als „Unkräuter“ wahrnehmen, auch stehen zu lassen. Disteln sind ein solches Beispiel – oder auch Brennnesseln, Schafgarbe, Habichtskraut und Löwenzahn gehören dazu. Ein kurz geschnittener Rasen ohne andere Wildkräuter wie zum Beispiel Weißklee, Günsel oder auch das bekannte Gänseblümchen, mit Torfmulch abgedeckte Beete und immergrüne Pflanzen sind der Tod von Wildbienenpopulationen.  Von neuerdings immer öfter angelegten „Steingärten“ ganz zu schweigen. 

 

 

 

Wildbienen benötigen im Wesentlichen drei Kategorien von Nisthabitaten:

 

-          Zunächst sind die sogenannten Altholznister zu nennen, welche in alten Käferbohrlöchern ihre Nester anlegen.  Sie kann man einfach mit dem stehen lassen von alten Bäumen fördern. „Lassen Sie auch die dicken und dickeren Äste dran“ rät Raabe und pflanzen sie gleich daneben einen neuen Obstbaum – am besten eine alte, regionale Sorte.  Oder sie stellen bereits abgestorbene, dicke und wurmstichige Äste senkrecht in einer besonnten Ecke des Gartens auf oder nutzen sie, um ihr Insektenhotel sinnvoll zu ergänzen. Auch ein abgedeckter Altholzstapel ist eine tolle Nisthilfe: „aufschichten, abdecken und staunen“ fügt Raabe schmunzelnd hinzu.

 

-          Stängelnister dagegen legen ihre Eier in die markhaltigen oder hohlen Stängel von Brombeeren, Holunder oder Disteln und Karden ab. Lassen sie sie einfach im Garten bis zum nächsten Austrieb der Pflanze stehen – je länger, je besser. Alternativ kann man sie auch zu längeren Ruten schneiden, bündeln und senkrecht oder leicht schräg aufhängen –zum Beispiel am Gartentor oder am Schuppen- und sich selbst überlassen.

 

-          Bodennister bilden die größte Art der Wildbienen. Offene Bodenstellen ohne Bewuchs, eine lückige Grasnarbe, verdichtete Erde im Bereich von wegen oder Trampelpfaden, Sandflächen und auch Abbruchkanten oder gar sonnige Steilwände sind geeignete Nist- und Nestorte. Das Anlegen oder Dulden von offenen Bodenstellen, die besonnt sein sollen und auch betreten werden dürfen, ist ein guter Anfang. Senkrechte Erdkanten werden von Wildbienen ebenfalls gern besiedelt, wenn sie sonnenbeschienen sind. Das beste Nistsubstrat ist Löss, aber auch andere Bodenarten werden besiedelt. Auch ein Sandhaufen oder eine Sandfläche anzulegen, ist für viele hochspezialisierte Arten eine gute Fördermaßnahme. Dazu wird der Mutterboden mindestens 20 cm tief abgetragen und Sand in die entstehende Fläche eingebracht werden, die ab vier Quadratmeter groß sein sollte. 

 

Zu guter Letzt sei auch noch die Anlage einer mörtelfreien Trockenmauer empfohlen: auf der Mauerkrone könnten Pflanzen, welche Trockenheit lieben, angesiedelt werden: Blaukissen oder Mauerpfeffer zum Beispiel. In den Spalten zwischen den Steinen nisten gern viele verschiedene Bienenarten – und wenn die Mauer nach Süden ausgerichtet ist, können sich die wärmeliebenden Tiere an den Steinen aufwärmen. Eine weitere, selten bekannte Möglichkeit, eine hoch spezialisierte Wildbienengruppe zu fördern, ist das Anlegen einer Sammlung von leeren Weinberg- oder Schnirkelschneckenhäusern auf einer sonnenwarmen Fläche mit möglichst wenigem Bewuchs. Eine Sand- oder Ruderalfläche eignet sich hervorragend dafür.  Die schneckenhausnistenden Wildbienen, zum Beispiel einige der Mauerbienenarten, werden, wenn sie in der Nähe sind, die angebotenen Häuser finden, ihre Eigelege darin unterbringen und den Eingang des Schneckenhauses unter anderem mit Pflanzenbrei oder Sand verschließen.  

 

Zum Abschluss des Telefonates gibt Raabe gern Praxistipps. Sie rät den Naturinteressierten: „lassen Sie Pflanzenstängel über den Winter stehen! In ihnen überwintern nicht nur die Larven einiger Wildbienenarten, sondern auch Eier, Raupen und Puppen mancher Schmetterlingsarten.“ Samenstände sind für Vögel wichtige Nahrung in der kalten Jahreszeit. In Totholz tobt das Leben: neben Wildbienen legen auch Käfer und Wespen ihre Eier in abgestorbenes Holz. Auch Pilze finden hier einen geeigneten Lebensraum. Raabe dazu: „räumen Sie also nach Möglichkeit Totholz nicht weg, sondern überlassen Sie es den natürlichen Kreisläufen! Und, ganz wichtig: Verzichten Sie auf Gift jedweder Art!“

 

INFOBOX:

  • Blüten für das Beet

 

  • Geflecktes Lungenkraut Pulmonaria officinalis rosa-violett März - Mai
  • Gewöhnliche Nachtviole Hesperis matronalis violett April – Juli
  • Akelei Aquilegia spec. diverse Mai – Juni
  • Hauswurz Sempervivum spec. rosa, gelb Mai – Aug.
  • Wilde Malve Malva sylvestris rosa Mai – Sept.
  • Gewöhnlicher Natternkopf Echium vulgare blau Mai-Okt
  • Fingerhut Digitalis spec. rot, gelb Juni – Aug.
  • Scharfer Mauerpfeffer Sedum acre gelb Juni – Aug.
  • Großblütige Königskerze Verbascum densiflorum gelb Juni – Sept.
  • Rainfarn Tanacetum vulgare gelb Juni – Sept.
  • Gewöhnliche Wegwarte Cichorium intybus blau Juni – Okt.
  • Kornblume Centaurea cyanus blau Juni – Okt.
  • Moschus-Malve Malva moschata rosa Juni – Okt.
  • Gewöhnlicher Gilbweiderich Lysimachia vulgaris gelb Juli – Aug.
  • Karde Dipsacus spec. weiß, violett Juli – Aug.
  • Glockenblume (z.B. Rundblättrige Glockenblume) Campanula spec. blau, lila, weiß Juli – Sept.
  • Fetthenne Sedum spec. rosa Sept. - Okt. verschiedene Distelarten (z.B. Kugeldisteln) violett, silber
  • Wildblumenwiesen

Es empfiehlt es sich, an einer sonnigen Stelle zunächst den Oberboden mitsamt der Grasnarbe zu entfernen. Um den darunter liegenden Boden auszumagern, ist eine Beimischung von Sand ratsam, denn je nährstoffärmer ein Boden ist, desto schwerer haben es Gräser und desto leichter können sich Wildblumen etablieren. Für die Aussaat sind viele Saatgutmischungen im Handel erhältlich, doch nicht alle sind auch auf den zweiten Blick geeignet. Die Wahl sollte möglichst auf Saatgut einheimischer Pflanzen aus regionaler Vermehrung fallen, da diese für unsere Insektenfauna am wertvollsten sind. Nach der Arbeit gleich zu Beginn entspannt sich aber das Wildblumenwiesenjahr: So eine wilde Wiese sollte nämlich nur ein bis zwei Mal pro Jahr gemäht (bzw. gesenst) werden. Das dabei entstehende Mähgut sollte von der Fläche entfernt werden. Wer keine große Fläche zur Verfügung hat, kann auch mal an kleinere wilde Elemente denken. Wie wär es mit einem Wildblumensaum entlang der Einfahrt?

 

  • Frühblüher

Bereits im zeitigen Frühjahr erwachen die überwinterten Hummel Königinnen. Nach der langen Winterruhe sind sie hungrig und müssen schnell Nahrung aufnehmen. Für sie sind die ersten Blüten im Jahr besonders wichtig.

 

  • Krokus Crocus spec. diverse Feb. - März
  • Winterling Eranthis hyemalis gelb Feb. - März
  • Sibirischer Blaustern Scilla siberica blau März – April
  • Traubenhyazinthen Muscari spec. blau-violett März – April
  • Gehölze

Blühende Gehölze bieten Wildbienen Nahrung auf hohem Niveau. Doch nicht alles, was Blüten hat, verspricht auch Nektar und Pollen. So bieten exotische Gehölze wie beispielweise die Forsythie (nicht nur) Wildbienen keine Nahrung. Stattdessen sollten lieber einheimische Gehölze gepflanzt werden.

 

  • Weiden Salix spec. weiß Feb. – März
  • Kornelkirsche Cornus mas gelb März – April
  • Schlehe Prunus spinosa weiß März – April
  • Obstbäume weiß, rosa April – Mai
  • Beerensträucher weiß April – Aug.
  • Weißdorn Crataegus spec. weiß Mai
  • Berberitze Berberis vulgaris gelb Mai – Juni
  • Wildrose Rosa spec. diverse Mai – Aug.
  • Faulbaum Frangulus alnus weiß Mai – Sep.

 

  • Blühende Küchenkräuter

Auch wer im Garten lieber Nutzpflanzen hat, kann etwas für Wildbienen tun. Diese fliegen nämlich auch auf die Blüten von Küchenkräutern und Gemüse, wie Brokkoli oder Grünkohl. Dazu muss man natürlich nicht alle Pflanzen blühen lassen, auch ein Teil der Kräuter und Co, der zur Blüte kommt, erweitert das Nahrungsangebot für Bienen. Als Nebeneffekt bilden sich nach der Bestäubung Samen für die Aussaat im nächsten Jahr.

 

  • Schnittlauch Allium schoenoprasum violett Mai – Juni
  • Salbei Salvia spec. violett Mai – Juli
  • Borretsch Borago officinalis blau Mai – Sept.
  • (Zitronen-)Thymian Thymus spec. weiß, rosa Mai – Sept.
  • Minze Mentha spec. weiß, rosa Juni – Sept.
  • Lavendel Lavandula spec. violett Juli – Aug.
  • Zitronenmelisse Melissa officinalis weiß Juli – Aug.
  • Oregano Origanum vulgare rosa Juli – Sept.

Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 04 am 14.3.2020

Natur erleben / Praxis-Tipps

 

Der Igel: geliebt – und doch in Schwierigkeiten

 

Der Sympathie zum Stachelritter jetzt Taten folgen lassen

 

Weserbergland -  Es gibt wohl kaum ein beliebteres Säugetier in Europa als den Igel. In Märchen wird er aufgrund seiner Schläue gerühmt, in Comics als pfiffiger Geselle durch allerlei Abenteuer geschickt, er taucht in vielen Redewendungen auf und steht als Symbol von Wehrhaftigkeit – das „Einigeln“, das Einrollen gegen Feinde, ist in der Natur zu seiner Lebensversicherung geworden.

 

Und dennoch geht es dem Igel in unserer Landschaft immer schlechter. Darauf weist der NABU Niedersachsen hin. Britta Raabe, Regionalgeschäftsführerin des NABU im Weserbergland zeigt sich sehr besorgt: „Der Igel, der als sehr anpassungsfähig galt, gerät allenthalben unter Druck. In einigen Bundesländern ist er sogar bis in die Vorwarnliste der Roten Liste der gefährdeten Arten vorgerückt! Das ist alarmierend.“

 

Raabe nennt dafür Gründe: „Die Gefährdungen des Igels – die stets stellvertretend für viele andere Arten gesehen werden müssen – sind vielfältig: Das Hauptproblem ist die zunehmend ausgeräumte Landschaft, in der Hecken, Feldgehölze und Wegraine fehlen. Diese haben wir in den letzten Jahrzehnten in rapidem Tempo verloren. Wo nur noch Maiswüsten gähnen und der letzte Wegrain und die letzte Feldhecke schon lange weggepflügt wurden, finden Wildtiere wie der Igel weder Nahrung noch Unterschlupf. Deshalb zieht sich der Igel hierzulande immer weiter in die Siedlungen zurück“, betont die Naturschützerin und fügt an: „Der Weg zu einer naturverträglichen Landwirtschaft ist überfällig, das zeigt nicht nur der Igel, sondern zahllose andere Arten!“

 

Die NABU-Regionalgeschäftsführerin zeigt weitere Gefahren für den drolligen Stachelritter auf: „Sein Einigeln hilft ihm zwar gegen tierische Fressfeinde, aber nicht gegen Nahrungsmangel. Gerade in Gärten, Parks und Grünanlagen haben wir es in der Hand, für einen gedeckten Tisch zu sorgen, damit der Igel ausreichend Nahrung – er ist ein „Schneckengourmet“ – findet. Laub muss auch mal liegenbleiben dürfen; heimische Wildsträucher und Stauden sollten statt schöner, aber ökologisch nutzloser Exoten im Garten einen Platz finden. Und das Laub kann im Herbst hervorragend vom Igel genutzt werden, um es in sein Schlafnest zur Überwinterung hinein zu schieben“, rät sie.

 

„Und genau hier kann auch jetzt bereits Hand angelegt werden, damit dieses Jahr zum Igeljahr wird“, weiß Raabe: „eine Igelburg ist sehr sinnvoll, darin können Igel Unterschlupf finden, die Jungigel zur Welt bringen oder den Winterschlaf halten.“ Baupläne für geeignete Igelburgen aus Holz gibt es beim NABU, Igelkörbe finden sich im NABU-Shop. Sie sollten an trockenen Stellen im Garten aufgestellt werden und mit etwas Reisig und Laub überdeckt werden“, rät die Naturfreundin.

 

„Darüber hinaus ist es sehr wichtig, den Garten auf mögliche, bislang unentdeckte ‚Igelfallen‘ abzuschreiten, auch das Haus: Gibt es steile Teichufer, insbesondere bei Kunstteichen aus Kunststoff, über die hineingefallene Igel nicht mehr hinaussteigen können, sodass sie ertrinken? Ein Schicksal, das jährlich viele Igel erreicht. Gibt es offene Lüftungs- oder Kellerschächte, die noch nicht abgedeckt oder engmaschig verdrahtet sind? Oder große offene Gullys? Wichtig ist es auch, Igeln und anderen Kleinsäugern Zugang zum eigenen Garten oder Kleingarten zu ermöglichen: Leider werden immer öfter äußerst massive Zäune bis zum Boden gebaut, die ihnen den Zugang versperren“, beklagt Raabe.

 

Hier kann im Garten, Kleingarten, dem Park und anderswo viel für den kleinen Stachelritter erreicht werden, dem es immer schlechter geht: Schätzungen gehen davon aus, dass allein in Deutschland jedes Jahr bis zu einer Million Igel den grausamen Straßentod finden. „Zusammen mit der galoppierenden Ausräumung der Landschaft sind dies alarmierende Faktoren, die uns langfristig um den Igel fürchten lassen. Blicke in andere Länder, etwa nach Großbritannien, wo der Bestand seit dem Jahrtausendwechsel um mehr als die Hälfte zurückgegangen zu sein scheint, müssen auch uns klarmachen, dass es Zeit ist, umzusteuern. Das gilt auch für den rasanten Flächenverbrauch in Dörfern und Städten: Wo früher ein kleines Haus mit großem, artenreichem Garten stand, kommt heute oftmals der Bagger, räumt alles ab bis zum letzten Baum und Strauch und versiegelt große Teile; da finden sich dann dicke Autos, von exotischem Abstandsgrün kaschiert, wo einst alte Obstbäume standen – eine verheerende Entwicklung, auch Igel und Co, für Spitzmaus, Admiral-Falter und Eidechse, für Käfer und Rotkehlchen – und letzten Endes für uns alle,“ betont die Geschäftsstellenleiterin. „Jetzt heißt es anpacken – auch für den Igel!“

 

  • Der NABU hält dazu ausführliches Informationsmaterial bereit, in dem auch Baupläne für eine Igelburg und viele andere praktische Tipps zum Igelschutz zu finden sind. Dieses Infopaket kann angefordert werden gegen Einsendung von 5 Euro beim NABU, RGS Weserbergland, Bergamtstraße 12, 31683 Obernkirchen. Kontakt: 0176 - 73 53 57 25 oder britta.raabe@nabu-weserbergland.de Auf dass es ein gutes Igeljahr werde!

 

INFOBOX:

 Wenn Igel zwischendurch mal wach werden…

 Im bisher milden Winter 2019/20 werden öfters Igel beobachtet, die statt im Winterschlaf zu sein putzmunter durch die Gärten laufen. Viele Naturfreund*innen sorgen sich um diese Igel, eine Zeitung mit vier großen Buchstaben titelte sogar schon von einer „Igel-Krise“. Dass Igel bei hohen Temperaturen aufwachen, ist aber normal und bei gesunden Tieren auch unproblematisch.

Passiert das im Laufe des Winters öfter, kann das allerdings an den Kräften der Igel zehren, denn das Nahrungsangebot ist jetzt relativ schlecht. Am besten hilft man den Igeln daher mit einem Fressnapf, gefüllt mit Feucht- oder Trockenfutter für Katzen; ein zusätzlicher Wassernapf wird ebenfalls gerne angenommen. Wie auch im restlichen Jahr gilt: Bitte kein Dosenfutter und keine Speisereste verfüttern. Direkte Hilfe benötigen aufgewachte Winterigel nur, wenn sie krank oder deutlich geschwächt sein sollten. Sobald die Temperaturen sinken, werden sich die Igel wieder in ihr Winterquartier zurückziehen.

 

Was der Einzelne tun kann… 

  • Bieten Sie in Ihrem Garten Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten wie niedriges Buschwerk, Laub- und Reisighaufen für Igel an.
  • Schaffen Sie Überwinterungsquartiere, indem Sie zum Beispiel ein Igelhäuschen bauen.
  • Verzichten Sie auf englischen Rasen und exotische Gehölze im Garten.
  • Gestalten sie Ihren Garten ohne kleinmaschige Zäune, damit sich Igel frei fortbewegen können.
  • Kein Abbrennen von Reisighaufen ohne vorheriges vorsichtiges Umsetzen.
  • Vorsicht beim Mähen sowie bei Aufräumungs- und Rodungsarbeiten: In Haufen und Holzstapeln können sich Igelnester befinden.
  • Kellerschächte und Gruben sind Tierfallen, die abgedeckt werden sollten.
  • Baugruben, Kabel- und ähnliche Gräben (auch an Straßen) auf hineingefallene Igel kontrollieren und Opfer aus ihrer misslichen Lage retten.
  • Rettungsplanken für Teiche und an Wasserbecken mit steilem, glattem Rand anbringen, damit sich Igel im Notfall selbst retten können.
  • Keine Schlagfallen aufstellen und keine Vogel-Schutznetze am oder bis zum Boden verwenden.
  • Kein unnötiger Chemieeinsatz im Garten: Schöpfen Sie bei der Schädlingsbekämpfung umweltverträgliche Alternativen aus.
  • Sorgen Sie regelmäßig für frisches Trinkwasser, zum Beispiel mit einem Vogelbad oder einer Tränke im Garten.
  • Verzichten Sie auf Laubsauger.

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Britta Raabe
Regionalgeschäftsstellenleitung  I  V.i.s.d.P.
NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland
Unsere neue Anschrift ab dem 03.02.2020:
Bergamtstraße 12, 31683 Obernkichen   I  Tel.: 0176 - 73 53 57 25  I  E-Mail: britta.raabe@nabu-weserbergland.de 


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 03 am 04.03.2020


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 02 am 24.1.2020

Natur erleben / Artenschutz

 

Mit dem NABU in die Nordalpen fahren – oder lieber Obstbäume richtig schneiden lernen ?

 

Fünf neue Termine für die erste Februarhälfte im Programm

 

Mittwoch, 12. Februar, 19 Uhr / NABU-Stammtisch für jedermann

Die Einladung richtet sich besonders an Interessierte, die sich in der anstehenden Saison beim Amphibienschutz engagieren und „vor und hinter dem Amphibienzaun“ helfen wollen. Thomas und Susanne Engel führen uns unter diesem Thema in die Materie ein. NABU-Büro, Dingworthstraße 38, Hildesheim.

 

Donnerstag, 13. Februar, 19 Uhr / In die wilden Nordalpen: Naturreiseziele 2020

In einem Bildvortrag führt uns Rüdiger Wolters in die Welt von Gams, Murmeltier, Steinadler und Co. Er wird auf Naturlebensräume im Werdenfelser Land auf bayerischer und im benachbarte Nordtirol auf der österreichischen Seite eingehen und Einblicke „hinter die Kulissen und jenseits des Normaltourismus“ geben. Weiter geht es in den grenzübergreifenden Naturpark Karwendel, ins langgezogene Tal der Eng und an den Vilsalpsee im Tannheimer Tal mit seiner besonders großen Pflanzenvielfalt sowie in den Naturpark Tiroler Lech. Der Tiroler Lech zählt neben der Loire zu den bedeutendsten Wildflüssen Mitteleuropas und erhält seit vielen Jahren seine Dynamik zurück.

Hotel-Restaurant „Zum Osterberg“, Linnenkamp 4, 31137 Hildesheim. Eintritt frei!

 

Samstag, 15. Februar ab 11 Uhr / Aktionstag im Karthauswald Röderhof mit den Baumbotschaftern und dem NABU Team.
Wir wollen nachschauen, wie die Nistkästen besetzt wurden. Besondere Aufmerksamkeit gilt den neu angebrachten Waldkauzkästen und dem winterfesten Fledermauskasten. Bei Kaffee und Kuchen werden wir die Ergebnisse anschließend austauschen und aufzeichnen. Gäste sind herzlich willkommen. Anmeldung bei Dieter Goy 0171 / 7849229 oder per E-Mail  dieter.goy@diego-consing.eu

 

Samstag, 15. Februar, 10 - 16 Uhr / NABU Obstbaum-Schnittkurs in Holle/Sillium 

Folgende Themenschwerpunkte werden in Theorie und Praxis behandelt: Blick auf das Wesen des Obstbaumes, Gesetze des Wachstums, Kronenaufbau am jungen Baum und Erhaltungs- und Pflegeschnitt an älteren Bäumen. Ein Kostenbeitrag von 15,00 Euro pro Person (Schüler und Studenten frei) wird erhoben. Dozent: Klaus Heisig (Gärtnermeister und Gartenbaulehrer an der Freien Waldorfschule Hildesheim) Aufgrund einer begrenzten Teilnehmerzahl wird um Anmeldung gebeten: Simone Flohr: 05062 / 8990602 oder per E-Mail simone.flohr@gmx.de

 

Samstag, 15. Februar, 15 Uhr / Erlebniswanderung durch den Steinberg

Eine spannende Exkursion über die wilden Tiere im Wald mit dem Jagd- und Wildexperten Henning Hoffmeister. Treffpunkt: Parkplatz der Gaststätte Kupferschmiede, Steinberg 6 in Hildesheim. Dauer ca. 2 Stunden. Kosten: 3 € pro Person, Kinder frei.

 


Pressemitteilung NABU KV Hildesheim 001 am 8.1.2020

 

Umwelt / Bildung
Naturschutzbund Hildesheim stellt neues Halbjahresprogramm für 2020 vor

 

Über 40 Termine bis Juni fest geplant  - viele Weitere werden online gestellt  I

 

Die „Stunde der Wintervögel“, eine Schulung zur Biberkartierung, ein Bildvortrag zur Gestaltung von naturnahen Gärten und der traditionelle Neujahrsempfang locken alle Naturschutzinteressierten im Januar          

 

Hildesheim – Der Vorstand des NABU Kreisverbandes Hildesheim ist sehr stolz auf das aktuelle Programmheft, in dem sich allein im ersten Halbjahr 2020 ganze vierzig Angebote drängen: „Naturschutzerlebnisse werden in vielen Facetten angeboten“ sagt Andreas Humbert, der erste Vorsitzende. Alle Jahre wieder präsentiert der Naturschutzbund sein umfangreiches Naturerlebnisangebot in und um Hildesheim und Groß und Klein sind herzlich eingeladen, dabei zu sein.

 

Der Vorstand ist zu Recht glücklich über das Ergebnis: alle wichtigen Informationen, Kontaktadressen und weiterführende Hilfsangebote für Naturschutzinteressierte können in einer Broschüre nicht nur den Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden. Diese erhalten sie wie üblich mit der Post – alle anderen Personen können gern im Büro in der Dingworthstraße 38 in Hildesheim Moritzberg vorbeikommen: Montags und Freitags ist diese von 16 bis 18 Uhr besetzt. Auf der Website des NABU Hildesheim steht sie ebenfalls zum herunter laden zur Verfügung.

 

„Doch ohne die vielen Ehrenamtlichen wäre so ein Angebot nicht zu verwirklichen“ betont Humbert. Allein neun Arbeitsgemeinschaften kümmern sich fachlich um die verschiedensten Bereiche: ob Eulen- oder Fledermausschutz, Pilz- oder Naturgarten-AG, Müllpräventation oder Entomologie, „das ist ein breit gefächertes Engagementfeld“.

 

Und natürlich sind da noch die acht Naturschutzjugendgruppen (NAJU), die ebenfalls unglaublich viel auf die Beine stellen und in Alfeld, Hildesheim Stadt, Holle, auf der Trilkewiese, in Lamspringe, Sarstedt und St. Ansgar vor Ort aktiv sind. Oder sich um Stadtbäume kümmern - die „Baumbotschafter“ klettern mit Profiausrüstung und machen mit Ihren spektakulären Aktionen auf deren Zustand aufmerksam.

 

„Wir sind sehr stolz und glücklich über so viele Aktive“ strahlt Andreas Humbert und freut sich schon auf den diesjährigen Neujahrsempfang, wenn alle zusammenkommen, um ein wenig zu feiern.       

 

Freitag, 10. bis Sonntag, 12. Januar

Bundesweite NABU-Aktion „Die Stunde der Wintervögel“

Wir treffen uns Sonntag um 10 Uhr im Magdalenengarten Hildesheim, Mühlenstraße 24, und führen gemeinsam eine Vogelzählung durch. Alle Vogelfreunde sind herzlich eingeladen! Unterlagen dazu unter www.nabu.de und im NABU Büro. Die NAJU Gruppen laden auf unserer Webseite zu eigenen Veranstaltungen ein.

 

Freitag, 10. Januar, 18 Uhr

Schulung zur Biberkartierung

durch Sabrina Schmidt und Dieter Mahsarski vom Biberzentrum des NABU Laatzen.

Anmeldungen bei sabrina.schmidt@nabu-laatzen.de

NABU-Büro, Dingworthstraße 38, Hildesheim

 

Samstag, 11. Januar, 11 bis 14 Uhr
Wasser ist Leben
Aktion der NAJU Hildesheim für Kinder zwischen 5 und 12 Jahren. Wir benutzen es täglich. Zum Trinken, zum Waschen, zum Kochen und für Vieles mehr. Aber kennt ihr es wirklich, unser Wasser? Es erwarten euch spannende Experimente und interessante Fakten. Bitte einen Mittagsimbiss mitbringen!
Anmeldung erforderlich unter naju-hildesheim@web.de
Treffpunkt: vor dem Haupteingang der Universität Hildesheim (Universitätsplatz 1).

 

Montag, 20. Januar, 19 Uhr

Gestaltung von Naturgärten

Zu diesem Abend sind alle eingeladen, die sich für das Thema Naturgarten interessieren.

In einem Bildvortrag stellt unsere AG vor, was der NABU dazu vorschlägt und was in Lamspringe 2019 bereits umgesetzt wurde.  Wir freuen uns natürlich auch auf einen Austausch von Interessen und Erfahrungen, Wünschen und Ideen, um unseren Garten 118 weiter zu gestalten. Gäste sind herzlich willkommen. NABU-Büro, Dingworthstraße 38, Hildesheim.

 

Samstag, 25. Januar, ab 18 Uhr

Neujahrsempfang des NABU Hildesheim im und am NABU-Büro.

Bei Glühwein und kleinen Snacks freuen wir uns auf viele Gäste!

Vielleicht haben Sie ja Glück bei unserer Tombola.

NABU-Büro, Dingworthstraße 38, Hildesheim